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Ein neues Tor zum Lesachtal

Am Standort des aktuellen Wasserkraftwerkes am Ausgang der Schluchtstrecke des Lesachtales nach Kötschach-Mauthen wurde vor der aktuellen Nutzung seit Generationen die Holzdrift aus dem schwer zugänglichen Tal aufgefangen. Dazu diente ein Triftweiher am linken Ufer der Gail, der in Folge zum heutigen Sandfang des Kraftwerkes weiterentwickelt wurde.  

Das Wasserkraftwerk selbst wurde in zwei Stufen errichtet, die erste wurde 1988 durch eine zweite erweitert und brachte dann eine Leistung von 55 kW.  

Das zerstörte Holzkastenwehr mit einer Länge von etwa 40m wurde im Jahr 1952 errichtet und hat über beinahe 70 Jahre allen Hochwässern an der Gail getrotzt. Im Zuge des Hochwasserereignisses im Jahr 2018 hat das Wasser das rechte Ufer im Bereich des ehemaligen Holzkastenwehres angegriffen, was zu einem beinahe vollständigen Abtrag der Anlage vom rechten zum linken Ufer zur Folge hatte. Zudem wurde das gesamte Geschiebe, das sich über mehrere hundert Meter hinter der Wehranlage in der Schluchtstrecke der Gail angelandet hatte, ausgeschwemmt, wodurch die Gewässersohle in diesem Bereich mehrere Meter eingetieft wurde.  

Aufgabe der Planung und Ausführung war nunmehr die Wiederherstellung der Anlage unter nachfolgenden Randbedingungen. 

  • Die Anlage sollte ein Hochwasser mit der Jährlichkeit 100 (600 m³/s) abführen können.  
  • Erhöhung der Wehranlage auf das Stauziel des Kraftwerkes.  
  • Dosierte Weiterleitung von Geschiebe bei Abflüssen über der Ausbauwassermenge.  
  • Aufgrund des Umstandes, dass das Lesachtal im gegenständlichen Bereich einer tektonischen Störung unterliegt (Indiz dafür waren starke Zerlegungen des Felshorizontes am rechten Ufer), musste die Anlage so gestaltet werden, dass die Anlage kleinere Talzuschübe aufnehmen kann.  
  • Berücksichtigung von sehr rasch auftretenden Hochwässern in der Bauphase.  
  • Aufgrund der Grenzlage zu einem Natura 2000 Gebiet war der architektonischen Gestaltung der Anlage höchstes Augenwerk zu schenken.  

Im Zuge der Projektentwickung wurden drei Ausführungsvarianten diskutiert:  

  • Wiederherstellung des Holzkastenwehres 
  • Errichtung einer fischdurchgängigen Sohlrampe mit Wasserbausteinen 
  • Bau einer Wehranlage in Stahlbeton mit Stahlpanzerung der Überfallkante 

Da für die Wiederherstellung des Holzkastenwehres keine Firma aufzufinden war und eine flussabwärts liegende Sohlrampe im Zuständigkeitsbereich der Bundeswasserbauverwaltung bereits nach kurzer Zeit erhebliche Abnutzungen aufgrund des enormen Geschiebetriebs der Gail zeigte, fiel die Wahl auf die Errichtung eines Bauwerkes in Stahlbeton.  

Baustelle des Kraftwerks im Lesachtal
Baustelle des Kraftwerks im Lesachtal | © Dipl.-Ing. Helmut Wackenreuther

Geplant und ausgeführt wurde eine Wehranlage mit einer Bauhöhe von 7,0 m über Gründung, bei einer freien Überfallbreite von 41,1m. Im ersten Bauschritt wurde eine Hochwasserentlastung mit einer maximalen Durchflusshöhe von 7,0 m errichtet. Im Anschluss wurde ein oberwasserseitiger Fangdamm errichtet, in dessen Schutz das dreiteilige Wehrfeld gebaut werden konnte.  

Um mögliche Talzuschübe vom rechten Ufer schadlos für das Bauwerk abfangen zu können, wurden die drei Teile des Wehrfeldes um insgesamt 15° abgewinkelt und an den Schnittstellen beweglich verdübelt. Damit können Gebirgsbewegungen in geringem Umfang ausgeglichen werden, um substanzielle Schäden am Bauwerk zu vermeiden. In Verbindung mit den elliptisch ausgeführten Pfeilern an der Hochwasserentlastung und am rechten Ufer der Gail, wurde eine architektonisch anspruchsvolle Lösung an diesem sensiblen Standort umgesetzt.  

Bauherr Franz Christian Berger und Betriebsleiter Thomas Guggenberger | © Dipl.-Ing. Helmut Wackenreuther

Die Restwasserabgabe in der Ausleitungstrecke des Wasserkraftwerkes wird über eine auf dem Spülschütz aufgesetzte Regelklappe bewerkstelligt. Die Fischaufstiegshilfe, die als naturnaher Beckenpass mit einer Dotation von 250 l/s im Jahr 2002 errichtet wurde, konnte bestehen bleiben.  

Mit der Errichtung der neuen Wehranlage „Wetzmann“ wurde ein wasserbautechnisches Bauwerk geschaffen, das für die nächsten Jahrzehnte wieder den Hochwässern der Gail (sprachetymologisch „Die Überschäumende“) trotzen wird und zudem ein optisch anspruchsvolles wasserbautechnisches Bauwerk darstellt.  

Die baulich erstklassige Umsetzung wurde in der Zeit geringer Wasserführung der Gail in nur wenigen Monaten des Frühjahres 2020 umgesetzt. 

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