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Kleinwasserkraftwerke Schöntal 1 & 2

Die Familie Walch betreibt seit Generationen eine Landwirtschaft und ein Hotel in Kirchberg in Tirol, inmitten des bekannten Skigebietes Kitzbüheler Alpen. Der landwirtschaftliche Betrieb Scherrhof im Zentrum von Kirchberg beherbergt ca. 150 Rinder der Rasse Fleckvieh, davon ca. 70 Milchkühe. Zum Betrieb gehört auch die hauseigene Hintenbach- und Schöntalalm, am Fuße des Großen Rettensteins im südöstlichen Teil des Bezirkes Kitzbühel, angrenzend an das benachbarte Pinzgau.

Auf den beiden Almen baute Hans Walch sen. bereits in den 90er Jahren das erste Kleinwasserkraftwerk, Schöntal 1, mit einer Engpassleistung von 25kW, damals nur als Sommerbetrieb. Damit wurde auf den Almen Strom für den Melkbetrieb, die Milchkühlung und die Hütten für das Almpersonal erzeugt. 

Bereits seit 17 Jahren führt Hans Walch jun. gemeinsam mit seiner Frau Claudia den Landwirtschaftsbetrieb. Nach der Volks- und Hauptschule in Kirchberg absolvierte er die HBLFA Ursprung in Elixhausen. Bereits früh war die Begeisterung für die Landwirtschaft gegeben und so kam es, dass er gleich nach der Schule von seinem Vater die Möglichkeit bekam, den Betrieb selbstständig zu führen. 

(c) Familie Walch | Scherrhof

In den Folgejahren wurde im Heimbetrieb sowie auf den Almen viel investiert, unter anderem wurde 2010 die eigene Almausschank und Schaukäserei Kasplatzl auf der Hintenbachalm errichtet. Fortan wurde die gesamte, auf der Alm erzeugte Milch der damals 50 Kühe, selbst zu Käse verarbeitet und vermarktet. Bald war das KWK Schöntal 1 als Inselbetrieb an seine Grenzen gekommen, das gesamte Warmwasser und auch die Küche in der Almausschank brachten das Kraftwerk des Öfteren zum Stillstand und es musste mit Dieselaggregaten ausgeholfen werden.

Bereits früher schon hatte Hans Walch sen. Pläne für eine Erweiterung des Kleinwasserkraftwerks Schöntal.

Mehrere Varianten standen zur Debatte, allerdings war bald absehbar, dass es aus behördlicher Sicht nur die Möglichkeit eines weiteren Kraftwerks gab. So wurden dann konkrete Pläne und Ansuchen für das Kleinwasserkraftwerk Schöntal 2 ausgearbeitet und eingereicht. Der Schöntalbach befindet sich im Einzugsgebiet eines großen Quellbereichs und bringt somit auch in trockenen Sommern konstante Wassermengen. Das Einlaufbauwerk des neuen Kraftwerks wurde direkt neben dem Krafthaus des Kraftwerks Schöntal 1 errichtet, somit kann das Restwasser nochmal über die Fassung geleitet und verarbeitet werden. 

Der Seiteneinlauf stellte sich als richtige Entscheidung dar, da der Bach bei Hochwetter relativ viel Geschiebe bringt und die Tiroler Wehr des alten Kraftwerks bei jedem Wetter von Hand gereinigt werden musste. Die Wasserfassung des 2016 neu gebauten Kraftwerks befindet sich auf einer Seehöhe von ca. 1560m, danach geht es über eine 1km lange Druckrohrleitung aus Gussrohren DN 250 und nach 200m und einer Reduktion auf DN 200 über steiles, schwierig befahrbares Gelände zur Niederalm, der Hintenbachalm auf 1140m. 

Mit dem Bau begonnen wurde im Herbst 2015, durch einen sehr frühen Wintereinbruch und einigen Muren und Hangrutschungen gab es bei der Verlegung der Druckrohrleitungen einige Schwierigkeiten. Noch im Dezember wurden per Helikopter Längsdrainagen verlegt und verkiest, bis dann Ende Dezember die Bauarbeiten eingestellt wurden.

Im Frühjahr wurde weitergebaut, nach einigen Ausbesserungen und Ergänzungen an der Druckrohrleitungen konnte das Kraftwerk Schöntal 2 im Sommer 2016 als Inselbetrieb mit einer Engpassleistung von 105 kW starten, parallel dazu lief auch das alte Kraftwerk Schöntal 1 reibungslos. Dieses wurde auf moderne Steuertechnik umgebaut. 

Im Jahr 2018 bestand nach langen Verhandlungen die Möglichkeit, das öffentliche Netz der TINETZ von Aschau aus als Mittelspannung zu erweitern und somit wurden im Herbst desselben Jahres die 3km langen Leitungen verlegt und die Trafostation direkt neben dem Kraftwerk Schöntal 2 errichtet. Der hohe finanzielle Aufwand für den Betrieb zur Errichtung des Netzes erwies sich im Nachhinein als richtige Entscheidung. Es konnten bereits im Dezember 2018 mit der Überschusseinspeisung gestartet werden. 

Das konstante Netz und genug Strom über das ganze Jahr hat es in der Almausschank und in der Käserei um einiges leichter gemacht, besonders für die Produktion des Tiroler Bergkäse ist eine verlässliche Stromversorgung das A und O für die beste Produktqualität. 

Durch die Stromkrise und die stark steigenden Preise in den Jahren 2022 und 2023, spielten die Betreiber schon länger mit dem Gedanken, sobald als möglich eine Energiegemeinschaft zu gründen. Das familieneigene 4*S-Hotel Elisabeth in Kirchberg, geführt von der Schwester des Betreibers, war idealer Partner für eine EEG. Die Energieerzeugung der Kraftwerke und der Verbrauch der Betriebe auf der Alm und im Tal passen ideal zusammen. So wird der Strom nun an verschiedenen Standorten in Kirchberg verbraucht. Ergänzt wird die Erzeugung noch durch eine Photovoltaikanlage auf den Stall und Scheunendächern beim Scherrhof mit einer Leistung von 285kWp. Mögliche Überschüsse werden derzeit über die OeMAG eingespeist. Versorgt wird die Landwirtschaft, die Vermietung am Scherrhof (www. scherrhof.at), die Almen sowie die Käserei (www. kasplatzl.at), sowie der Verkaufsladen neben dem Hotel und das 4*S-Hotel Elisabeth mit 200 Gästebetten (www.hotel-elisabeth-tirol.at).

(c) Familie Walch | Scherrhof

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