Ende März wurde eine Studie der EnergyWatchGroup zum Thema der Wasserkraft in Deutschland vorgestellt. Die meisten der dargestellten Punkte gelten in gleicher oder ähnlicher Weise auch für die Kleinwasserkraft. 

Die Studie stellt mehrere zentrale Punkte in den Fokus: 

Grundlast, Speicher- und Netzausbau

Die Wasserkraft leistet einen wesentlichen Beitrag zur Grundlast, dem Strombedarf, der jedenfalls benötigt wird. Im Zusammenspiel mit den anderen Technologien (Wind-, PV…) kann ein vollständig erneuerbares Energiesystem verwirklicht werden.

Die Dezentralität der vielen Kleinwasserkraftwerke unterstützt die Netze und macht sie weniger volatil.

Klima- und umweltpolitischer Beitrag

Mit Wirkungsgraden von bis zu 95% gilt die Wasserkraft als eine der effizientesten Energieerzeugungsarten. Im Vergleich mit anderen Kraftwerkstypen haben sowohl Lauf- als auch Speicherwasserkraftanlagen die höchste durchschnittliche Lebensdauer (115 Jahre, gefolgt von Steinkohlekraftwerken mit 55 Jahren) ebenso wie auch den größten Erntefaktor. 

Wassermanagement

Wasserkraftwerke fungieren als systemrelevanter und regenerativer Puffer für Starkregen, Dürrezeiten und Grundwasser. In der Studie wurde dabei das Ahrtal, das 2021 Opfer eine Flutkatastrophe wurde, als Beispiel herangezogen: Dort wurden über Jahre hinweg zahlreiche Querverbauungen entfernt, um den Lachs wieder anzusiedeln. Wehre halten Schlamm und Geröll zurück, fehlende Wehre fördern den „Durchmarsch“. Diese Funktion ist systematisch der Natur zuliebe entfernt worden, der systemrelevante Puffer fehlte. Die fehlenden Querverbauungen sorgten für hohe Fließgeschwindigkeiten und den katastrophalen Schneeballeffekt.

Gewässerökologie & Artenvielfalt

Hinsichtlich der Artenvielfalt zeigt die Studie auf, dass die Fischmortalität im Generationengedächtnis zwar noch vorhanden ist, mit dem heutigen Stand der Technik und der Modernisierung zahlreicher Kraftwerke jedoch mittlerweile ein gelöstest Problem darstellt. Für den Fisch stellen im Vergleich der Kormoran und der Otter weitaus größere Probleme dar. 

Da die Kraftwerke dem Wasser kinetische Energie entziehen (und in elektrische Energie umwandeln) wird die Temperatur gesenkt. Je nach Quelle wird von 1,2 – 1,4 Grad Celsius gesprochen. Dadurch wird insgesamt ebenfalls zu einer besseren Gewässerökologie beigetragen.

Nahwärme

Bedingt durch die vom Menschen verursachte Klimaveränderung sind die Gewässer laut der neuen Studie im Schnitt um drei – vier Grad Celsius zu warm. Insbesondere für temperatursensitive Fische wird das zunehmend problematisch. Eine Lösung dafür bieten moderne Wärmetauscher: Nahwärmesysteme rund um die Rückhaltebecken der Wasserkraftwerke sind

eine Win-Win-Lösung für alle. Die Wasserkraft stellt nicht nur den Strom direkt vor Ort für die Wärmepumpen bereit, sondern verfügt in der Regel über die entscheidenden Entnahmerechte sowie die schonenden Entnahmemöglichkeiten: vorgereinigt, mit Fischschutz und direkt in den Dörfern und Kleinstädten. 

Kultur & Tradition

Der Erhalt und der Ausbau der Wasserkraft knüpft an alte Traditionen an und ist ein Stück gelebte Heimatkultur. In den Dörfern, wo noch alte Mühlen oder Wasserkraftwerke stehen, blüht oft auch eine gewisse Museenlandschaft auf. Hier wird nicht nur das „nostalgische Mühlrad“ mit Hingabe gewürdigt, sondern auch die Tradition der Stromerzeugung mit der Pflege des kulturellen Erbes verknüpft. 

Fazit

Die neue Studie der Energy Watch Group zeigt die vielfältigen, positiven Eigenschaften der Groß- und Kleinwasserkraft auf. Sie stellt dabei vor allem die ungenutzten Potenziale in den Fokus, die wir im Hinblick auf die Energie-und Klimakrise dringend nutzen sollten. 

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