Das Kleinwasserkraftwerk Geimühle, idyllisch gelegen an der Kleinen Ysper, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie historische Anlagen durch moderne Technik und gemeinschaftliche Initiativen zukunftsfähig gemacht werden können. Betrieben von Franz Zimmerl und seinem Schwager Franz Weigl, leistet das Kraftwerk mit einer Jahresleistung von 230.000 kWh einen wertvollen Beitrag zur regionalen Energieversorgung in der Gemeinde Nöchling. Seit dem Abschluss der Teilnahme an der Energiegemeinschaft (EG) Nöchling über den neoom KLUUB hat das Kraftwerk zusätzlich an Bedeutung gewonnen und trägt zur nachhaltigen Stromversorgung der Region bei.

Das Kraftwerk
Die Kleine Ysper entspringt in den bewaldeten Hügeln des niederösterreichischen Waldviertels, einer Region, die für ihre dichten Wälder und malerischen Täler bekannt ist.
Der Fluss hat seinen Ursprung nahe dem Ort St. Oswald und schlängelt sich auf seinem Weg durch eine beeindruckende Landschaft, die für ihre Ruhe und unberührte Natur geschätzt wird. Die Kleine Ysper mündet schließlich in die Große Ysper, welche ein Teil des Naturparks „Ysper-Weitental“ ist. Bereits seit 1897 besteht an diesem Standort ein Wasserrecht, das ursprünglich zur Betreibung eines Sägewerks genutzt wurde. In den späten 70er Jahren wechselte das Sägewerk nach einem Brand auf die andere Bachseite und das Kraftwerk wurde ausschließlich für die Stromerzeugung verwendet.
Das Sägewerk wurde nach längerem Hobbybetrieb stillgelegt. 1999 übernahmen Franz Zimmerl und sein Schwager Franz Weigl das Kraftwerk. Die beiden gelernten Elektriker, welche zuvor über 20 Jahre lang beruflich Wasserkraftwerke in ganz Österreich warteten und modernisierten, erfüllten sich mit der Übernahme einen lang gehegten Lebenstraum. Ein Jahr nach der Übernahme führten sie eine Modernisierung des Krafthauses durch und installierten eine Francis-Spiralturbine. Die neue Turbine wurde von einem bestehenden Kraftwerk am Semmering übernommen. Die zwei Generatoren des Kraftwerks werden mittels Riemen von den Turbinen angetrieben. Im Jahr 2023 wurde die 100 Meter lange, betonierte Zubringerleitung aus den 1930er Jahren auf Kunststoffrohre umgestellt. Dabei konnten Leckagen beseitigt und die Effizienz der Anlage weiter verbessert werden. Trotz des Berufswechsels bzw. des Ruhestands betreuen die beiden Betreiber weiterhin Kleinwasserkraftwerke in der Region mit ihrer Expertise.

Das Kleinwasserkraftwerk Geimühle ist mit zwei Turbinen mit einem Schluckvermögen von je 750 l/s ausgestattet: n Francis Spiralturbine: 40 kW Leistung n Francis Schachtturbine: 30 kW Leistung Diese Turbinen ermöglichen eine durchschnittliche Jahresleistung von ca. 230.000 kWh. Das Kraftwerk ist als Ausleitungskraftwerk konzipiert, was bedeutet, dass das Wasser aus dem Fluss entnommen, durch die Turbinen geleitet und dann wieder in den Fluss zurückgeführt wird. Der Staubereich des Kraftwerks befindet sich etwa 1,1 km östlich der Ortskirche von Nöchling und 2,33 km bachaufwärts der Mündung der Kleinen Ysper in die Große Ysper.

Die Rolle der Energiegemeinschaft Nöchling
Seit der Integration in die Energiegemeinschaft Nöchling hat das Kleinwasserkraftwerk Geimühle einen wichtigen Platz in der regionalen Energieversorgung eingenommen. Über 30% der gesamten verbrauchten Energie stammen aus dem Kleinwasserkraftwerk. Das Wasserkraftwerk bedeutet für die Gemeinschaft eine Möglichkeit, auch zu Zeiten mit weniger Photovoltaik-Strom eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen. In Zeiten, in denen der Strom nicht von der Gemeinschaft gebraucht wird, nimmt ihn der Stromhändler wie gewohnt ab. Von der vom Wasserkraftwerk erzeugten Energie werden mehr als 50% zu einem attraktiveren Preis vermarktet. Die Regionalität und die besseren Einspeisepreise waren für Zimmerl und Weigl ausschlaggebende Gründe, Teil der Gemeinschaft zu werden. Auch die soziale Komponente ist für die beiden Betreiber von großem Interesse. Durch die Teilnahme an der EG werden ehemaligen Bekanntschaften mit Kraftwerksbetreiber*innen aus der Zeit der Instandhaltungen reaktiviert. Sie tauschen sich gerne über die Erfahrungen mit der Energiegemeinschaft aus.
Fazit
Das Kleinwasserkraftwerk Geimühle steht für die gelungene Verbindung von Tradition und Innovation. Die erfolgreiche Modernisierung und kontinuierliche Betreuung durch die Betreiber Franz Zimmerl und Franz Weigl hat das Kraftwerk zu einem stabilen Pfeiler der regionalen Energieversorgung gemacht. Die Integration in die Energiegemeinschaft Nöchling stellt sicher, dass auch in Zukunft eine nachhaltige und dezentrale Energieversorgung gewährleistet ist. Es ist ein Beispiel dafür, wie lokale Initiativen und der Einsatz moderner Technologie zur Schaffung einer unabhängigen, dezentralen und umweltfreundlichen Energiezukunft beitragen können.
Autor: Jacob Wöginger