Seit mindestens 460 Jahren wird die Wasserkraft am Standort in Rechtenstein genutzt. Die erste (bekannte) urkundliche Erwähnung einer Getreidemühle stammt aus dem Jahr 1559. Die Nutzung der Wasserkraft zur Stromversorgung begann im Jahr 1906 mit drei Francis-Turbinen, als direkt am Ufer der Donau eine Holzstofffabrik mit hohem Energiebedarf ihren Betrieb aufnahm.
Das Wehr musste zu dieser Zeit von Hand auf- und abgebaut werden: Dazu wurden mit einem Haken am Grund verankerte Metallstreben aufgerichtet und Holzbretter eingebracht. Stück für Stück konnte man sich so über die Donau zum anderen Ufer hinüberarbeiten. Dies brachte große Gefahren für die Betreiber mit sich, die hier bei Schnee, Eis und Hochwasser Arbeiten vornehmen mussten. Bereits 1985 wurden erste Schritte eingeleitet, um eine moderne Wehranlage bauen zu können. Im Zuge dessen sollte auch die Erzeugung der nachhaltigen Energie durch den Einbau einer vierten Turbine erhöht werden (Repowering) und die barrierefreie Durchgängigkeit zwischen Ober- und Unterwasser hergestellt werden. Nach zahlreichen Umplanungen, unzähligen Gutachten und ökologischen Auflagen wurde die Planung im Jahr 2015, also 30 Jahre später, bewilligt.
Das anderthalbjährige Bauvorhaben umfasste die Herstellung einer Wehranlage mit zwei Feldern je 20 Meter Feldbreite, den Zubau einer vierten Turbine einschließlich Krafthaushochbau, die Erneuerung eines Horizontalrechens und Grundablasses, die Herstellung einer Fischaufstiegshilfe (Vertical-Slot-Pass) sowie Ufersanierungen.
Durch die umfangreichen Bauarbeiten ist heute nicht nur die Sicherheit für den Betreiber und seine Mitarbeiter*innen erhöht, sondern auch der Schutz von Fischen und anderen Wasserlebewesen gewährleistet.
Der Bau in Zahlen: 4.100 m Bohrpfähle; 4.700 m³ Beton (inkl. Bohrpfähle); 480 to Stahl (inkl. Bohrpfähle); 10.000 m³ Erdbewegungen (inkl. Dämme), also ca. 1.400 LKWs; 1.300 to Natursteine. Die Kosten für die Maßnahme beliefen sich auf knapp 5 Millionen Euro durch Modernisierung, Steuertechnik und weitreichende Sanierungsarbeiten im Unterwasser.
Der Strom wird stabil und verlässlich ins lokale Netz eingespeist.
Die Anlage erzeugt durchschnittlich 2,1GWh im Jahr und versorgt damit etwa 650 Haushalte.