Hitze, Dürre und die Kleinwasserkraft in Europa
Dürreperioden zeigen uns das Ausmaß des Klimawandels. Jahr für Jahr werden neue Hitzerekorde aufgestellt. Der Sommer 2022 ging als der bisher wärmste seit Messbeginn in die europäische Geschichte ein und übertraf damit den Hitzerekord vom Sommer 2021. Im Mittel hat die Lufttemperatur von Juni bis August um 0,4 °C über dem Durchschnitt des Vorjahres gelegen. Verglichen mit 2018 ist die Lufttemperatur sogar um 0,8 °C angestiegen.
Mit steigenden Temperaturen nimmt der Niederschlag ab. Mit der Ausnahme von Skandinavien herrschten im Sommer in Europa überdurchschnittlich trockene Verhältnisse. All diese Faktoren haben zusammengespielt und zu einem Sommer geprägt von Hitzewellen, Waldbränden und Dürren geführt.
Dieser Trend hat sich im Herbst fortgesetzt. Der Oktober 2022 war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen – die Temperaturen lagen beinahe 2 °C über dem Vergleichszeitraum von 1991-2020. Für Österreich, die Schweiz und Frankreich sowie für große Teile Italiens und Spaniens war es der wärmste je aufgezeichnete Oktober.
Folgen für die Wasserkraft
Die oft Wochen andauernde Hitze macht nicht nur dem Menschen zu schaffen. Sie beeinflusst auch globale Lieferketten, die Land- und Forstwirtschaft sowie unsere Ökosysteme. Auch unsere Stromgewinnung leidet zunehmend unter den hohen Temperaturen. Durch die Dürre sinkt der Wasserstand in den Flüssen und der Durchfluss nimmt ab. Die Leistung eines Wasserkraftwerks ist jedoch abhängig von der Wassermenge, die durch dessen Turbine fließt. Das bedeutet, dass Wasserkraftwerke während Dürre- und Hitzeperioden weniger Strom gewinnen. Im Juli 2022 ging die Energiegewinnung österreichischer (Klein-) Wasserkraftwerke als Folge der geringen Niederschläge und der daraus resultierenden Trockenheit um 31% verglichen zum Vorjahr zurück.

Aber nicht nur die Wasserkraft leidet unter den hohen Temperaturen. Auch beispielsweise Atomkraftwerke müssen ihre Leistung zurückfahren, da die Reaktoren durch die erhöhten Flusstemperaturen nicht mehr ausreichend gekühlt werden können. In Frankreich kam es so weit, dass einige Reaktoren vom Netz genommen werden mussten, da die Rhone und die Garonne zu warm waren, um die Kraftwerke zu kühlen.
Steigende Temperaturen sind ein Grund mehr, die Kleinwasserkraft auszubauen
Um die Folgen des menschengemachten Klimawandels, der den Hauptfaktor für die immer häufiger auftretenden Hitze- und Dürreperioden darstellt, einzuschränken, ist es wichtig, den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben. Dazu zählt auch der Ausbau sowie die Revitalisierung von Kleinwasserkraftwerken. Denn ohne den möglichst raschen Umstieg auf Erneuerbare wird es zu immer stärkeren Dürreperioden kommen, wodurch die Wasserkraft in Österreich immer mehr beeinträchtigt werden wird. Können Wasserkraftwerke aufgrund fehlender Wassermengen dem Stromnetz nicht mehr genug Leistung zur Verfügung stellen, wird die österreichische Stromversorgung stark belastet, denn Wasserkraftwerke sind für bis zu 67% der heimischen Stromerzeugung verantwortlich. 13% der dabei installierten Leistung lässt sich den Kleinwasserkraftwerken zuordnen. In Deutschland machen Wasserkraftwerke 3% der Bruttostromerzeugung aus.