Das Wasserkraftwerk Alfredstal liegt an der Donau bei Obermarchtal und ist seit 1903, also seit fast 120 Jahren, in noch weitestgehend ursprünglichem Zustand in Betrieb. Die Ausstattung und barocke Wandmalereien (Allegorien der Mechanik sowie der Elektrizität mit Putten) verdeutlichen den Stolz und den Repräsentationsanspruch der Technik der damaligen Zeit. Das Kraftwerk ist als technisches Kulturdenkmal registriert.
Das Wasser der Donau wird über eine feste Wehranlage gestaut, welche seit Jahrhunderten vor Ort Bestand hat und früher eine mächtige klösterliche Mühle antrieb. Als die Mühle 1898 vollständig abbrannte, wurde komplett umgeplant und die jetzt vorhandene Anlage gebaut, welche 1903 in Betrieb ging.
Das neue Kraftwerk sollte dem Antrieb einer im Nachbarort Rechtenstein gegründeten Zementfabrik dienen. Nachdem die Zementfabrik aber kurz nach Ihrer Fertigstellung abbrannte, und nicht wieder in Betrieb ging (die Ruinen sind heute noch sichtbar), wurde das E-Werk Alfredstal von der Holzstofffabrik Rechtenstein übernommen. Die erzeugte Energie wurde bis 1994 über eine eigene 3000 Volt Freileitung in die Holzstofffabrik Rechtenstein transportiert und dort verbraucht. Seit 1995 wird die gesamte Stromerzeugung durch Direktanschluß ins öffentliche Netz der EnBW eingespeist und versorgt damit die umliegenden Ortschaften mit sauberem Strom.
Von der Wehranlage wird das Wasser über einen 800 m langen Oberkanal dem Kraftwerk zugeleitet. An der Wehranlage ist zur Schaffung der Durchgängigkeit für Wassertiere eine „Rauhe Rampe“ aus Bruchsteintümpeln installiert, welche dynamisch gestaffelt mit mindestens 2.000 l/s bis 3.000 l/s Wasser beschickt wird.
Vor den Turbinen ist ein Horizontalrechen mit 20 mm Stabweite angeordnet, der sowohl dem Schutz der Fische, als auch der Turbinen dient. Über eine Spülschütze mit hölzerner Rutsche werden Fische ins Unterwasser geleitet.
Nachdem das Wasser die Turbinen durchlaufen hat, wird es durch einen 300 m langen Unterkanal wieder in die Donau zurückgeführt.
Es ist noch eine ursprüngliche Francisturbine aus dem Jahr 1903 installiert, die die mechanische Energie des Wassers über Stahlräder, welche mit Holzzähnen bestückt sind, auf den langsam laufenden Synchrongenerator weitergibt.
Zwei Turbinen wurden in den Jahren 2000 und 2003 wegen großer Schäden an den Maschinenteilen komplett erneuert. So sieht man heute alte und neue Technik nebeneinander in Betrieb.
Das Kraftwerk erzeugt bei einem Gefälle von 3 m und einem Schluckvermögen von 24.000 l/s eine maximale Leistung von 450 KW, und eine Jahresarbeit von ca. 2.500.000 kWh.
Das E-Werk Alfredstal kann bei einem Jahresbedarf an elektrischer Arbeit von durchschnittlich 2.000 kWh/Haushalt (2 Personen) weit mehr als 1.000 Haushalte im Jahr umweltfreundlich mit Strom versorgen.
Im Gegensatz zu anderen Industriedenkmälern ist das Wasserkraftwerk Alfredstal ein lebendiger Zeuge vergangener Industriegeschichte. Es läuft ununterbrochen zur Erzeugung von Elektrizität, wie seit dem ersten Tag der Inbetriebnahme vor knapp 120 Jahren, Tag und Nacht, an Sonn- und Feiertagen.