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Gasabhängigkeit

Erdgas ist keine Brückentechnologie

Erdgas ist ein höchst klimaschädlicher Energieträger, der in vielen Fällen aufwendig nach Europa transportiert werden muss. Der Handel mit Erdgas finanziert teilweise Staaten, die Menschenrechte missachten oder Kriege führen. Es ist ein fossiler Energieträger, aus deren Abhängigkeit sich die EU aus mehreren Gründen schleunigst befreien sollte. 

Deutschland hatte 2020 einen Anteil von 26,6% Erdgas am Primärenergieverbrauch, Österreich einen Anteil von 22,7%. Davon sind in Österreich etwa 90% Importe, in Deutschland sogar annähern 100% – es besteht also eine große Abhängigkeit von Erdgasproduzenten wie Russland (D: 55%), Norwegen (D: 30%) und die Niederlande (D: 13%). Über Pipelines wird das Erdgas aus den Produktions- in die Verbraucherländer importiert. 

Die Treibhausgasemissionen von Erdgas liegen bei etwa 55,6 t CO2/TJ, womit diese zwar niedriger sind als jene von anderen fossilen Energieträgern, wie Heizöl (78 t CO2/TJ), doch tragen diese dennoch erheblich zur Klimaerwärmung bei, vor allem weil in der Produktion und dem Transport von Erdgas Methan freigesetzt wird. Dieses ist ein weitaus stärkeres Treibhausgas als CO2 (über 20 Jahre hinweg gerechnet 83-mal so stark) und kommt über Lecks oder während Wartungsarbeiten direkt in die Atmosphäre. In Deutschland wurden 2020 87 Mrd. m³ Erdgas verbrannt, dabei entstanden etwa 153 Mio. t CO2. Nimmt man eine Leck-Rate von 2% dieser Menge an, steigt der THG-Ausstoß rasant auf 251,8 Mio. t CO2e (CO2 Äquivalente Link) an, wodurch die Klimabilanz von Erdgas noch katastrophaler ist. Angesichts dieser Eigenschaften kann mal wohl kaum noch von einer „Brückentechnologie“ sprechen, wie es in der EU-Taxonomie-Verordnung vermerkt ist.

Mit dem Angriffskrieg Russlands und den Wirtschaftssanktionen der EU zeigt sich, das Erdgas eine weitere große Problematik in sich birgt. Länder wie Österreich und Deutschland sind abhängig von Erdgasimporten aus anderen Ländern wie eben Russland, da es nach wie vor zu wenig erneuerbare Alternativen zu Erdgasheizungen gibt. Die negativen Auswirkungen dieser Abhängigkeit spürt die EU nun durch steigende Erdgas- sowie Strompreise, Versorgungsunsicherheiten und der indirekten Finanzierung von Putins Krieg. Während Deutschland seine Importe aus Russland eingestellt hat und stattdessen Erdgas aus anderen Ländern importiert, stammt in Österreich immer noch ein Großteil des Imports aus russischen Quellen. 

Der unmittelbare Wille, sich aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu befreien, bringt sowohl positive als auch negative Ideen hervor.

Einerseits wird intensiver über eine drastische Reduktion des Erdgasverbrauchs diskutiert. Der REPowerEU Plan zielt beispielsweise darauf ab, bis 2027 die russischen Gasimporte über Einsparungen um 80% zu reduzieren.

Gleichzeitig werden allerdings alternative Quellen für die Deckung des Erdgasbedarfs diskutiert, die weitaus umweltschädlicher sind. LNG (Flüssigerdgas) bietet die Möglichkeit, Erdgas über spezielle Transportschiffe und damit ohne aufwändige Pipelines zu transportieren. Europa hätte so die Möglichkeit, die Importe aus Produktionsländern wie Katar oder den USA zu erhöhen. Doch der Transport und vor allem die Umwandlung von gasförmigem zu flüssigem Erdgas (dieses hat eine Temperatur von circa -161C°) ist sehr energie- und kostenaufwändig. Etwa ein Viertel der Energiemenge wird bei der Verflüssigung aufgebraucht. Die Treibhausgasbilanz von LNG aus den USA ist auf Grund dessen um etwa 50% höher als die von konventionellem Gas aus Russland. 

Zusätzlich soll die Nachfrage über die Neuerschließung von Erdgasvorkommen gedeckt werden, die mit konventionellen Förderungsmethoden nicht erreicht werden können. Erdgas, das in dichtem Gestein eingelagert ist, kann über das sogenannte „Fracking“ gewonnen werden. Dabei wird Wasser, dem Chemikalien (z.B. Verdickungsmittel, Biozide) zugesetzt werden, unter hohem Druck in das erdgasreiche Gestein gepumpt. Dabei entstehen Risse im Gestein, das Erdgas entweicht und kann gefördert werden. Diese Methode ist nicht nur aufwändig, sondern birgt auch das Risiko der Verschmutzung von Böden und Trinkwasservorkommen durch die im Fracking-Fluid enthaltenen Chemikalien. Aus diesem Grund wird Fracking in vielen Länder kritisch betrachtet. Dennoch ist der Einsatz weit verbreitet und angesichts der Notlage der EU wird verstärkt auf Fracking-Gas aus den USA und Katar gesetzt.

Betrachtet man die Problematiken von Erdgas, ist die einzig logische Konsequenz, den kompletten Ausstieg aus diesem fossilen Energieträger anzustreben, der mittlerweile nicht mehr nur klimaschädlich ist, sondern auch die Energiepreise nach oben schießen lässt (Link Artikel Strompreise) und eine Abhängigkeit von anderen Staaten bewirkt.

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