Arbeitsplätze im Kleinwasserkraftsektor sind in ihrer Ausgestaltung sehr vielfältig: Hierzu zählen zum einen die Arbeitsplätze in den Bau- und Zulieferindustrien, wie Tief- und Wasserbau, Turbinen- und Stahlwasserbau, Elektromaschinenbau, Steuerungstechnik, aber auch Ingenieur- und Planungsbüros und ökologische oder fischereifachliche Gutachter*innen.
Sobald die Anlage in Betrieb ist, meist auch schon vorher, kommt die Bewärterung und Verwaltung auf Betreiber*innenseite hinzu. Und auch während des Betriebs spielen Hersteller, Planungsbüros und Gutachterinnen eine bedeutende Rolle, da im Laufe eines Kraftwerkslebens immer wieder technische und ökologische Anpassungen gemacht werden. Weitere Arbeitsplätze, die im Zusammenhang mit der Wasserkraft zu sehen sind, sind die Mitarbeiter von Mühlen, Sägewerken, Papierfabriken oder sonstigen Betrieben, die ihren Strombedarf aus nachhaltiger Wasserkraft decken. Hier sind beispielhaft bekannte Unternehmen wie VEGA, der Turbinenhersteller Volk im Schwarzwald oder auch die Nudelfabrik Buck (Gaggli) in Mengen zu nennen.
Durch diesen bunten Blumenstrauß an Beschäftigungsmöglichkeiten im Sektor ist es nicht einfach und sicher niemals endgültig, mit konkreten Zahlen zu hantieren.
Statista tut dies und kommt dabei auf etwa 5.700 Beschäftigte im Bereich Wasserkraft im Jahr 2019 in Deutschland. Der Höchststand lag 2009 bei 14.700 Beschäftigten.
Aus eigenen Überlegungen schließen wir, dass rein mit der Bewärterung, dem Betrieb und der Verwaltung aller ca. 1.600 Wasserkraftwerke und Strom-Mühlen in Baden-Württemberg etwa 3.000 Arbeitsplätze existieren (inkl. der Betreiberfamilien und -gesellschaften).
Fast alle Kleinkraftwerksbetreiber sind in der Rechtsform als selbstständige Unternehmen geführt. Der Großteil kann somit dem Mittelstand zugerechnet werden. Und nicht wenige eigenstromerzeugende Kommunen setzen auf die Wasserkraft, wie etwa Wangen im Allgäu oder Ulm, und beschäftigen Fachpersonal. Viele regionale und überregionale Energieversorger entstammen in Ihren Anfängen aus Wasserkraftverbünden und einige betreiben heute noch nachhaltige kleine und große Wasserkraftanlagen (EnBW, Energiedienst, E-Werk Mittelbaden, EWS Schönau, etc.)
Im Bereich der Hersteller- und Zulieferbetriebe sind in Baden-Württemberg ebenfalls viele Arbeitsplätze von der Wasserkraftnutzung abhängig. Diese Betriebe orientieren sich mehr und mehr an der internationalen Entwicklung und exportieren ihre Güter.
Auch Österreich besitzt neben seinem großen Wasserkraftpotential eine Vielzahl an kompetenten und erfolgreichen Unternehmen, die direkt oder indirekt in der Wasserkraftbranche tätig sind. Viele dieser Unternehmen trumpfen mit enormem Know-How auf und genießen auch international hohes Ansehen.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Kleinwasserkraft, sollte als große Chance für Deutschland und Österreich als Wirtschaftsstandorte in Europa begriffen werden. Die europäische Kleinwasserkraftindustrie gilt als weltweiter Technologieführer.
Europaweit gehen wir von 60.000 Fachkräften im Wasserkraftsektor aus.
Die International renewable Energy Agency geht in einer Studie davon aus, dass global gesehen 2022 etwa 2,49 Millionen Arbeitsplätze in direktem Zusammenhang mit der Groß- sowie Kleinwasserkraft standen – gegenüber 2021 bedeutet das einen Anstieg um 2,3 %.
Es gibt keinen direkten Lehrberuf zum Betreiben von Kleinwasserkraftanlagen. Da aber die meisten Betreiber gleichzeitig ein mittelständisches Unternehmen leiten, sind dort Ausbildungsplätze vorhanden. Die Anzahl ist jedoch unbekannt. Ebenso gibt es ein Potential bei den Hersteller- und Zuliefererbetrieben.
Die obigen Zahlen erhöhen sich um ein Vielfaches, wenn die Arbeitsplätze in Naturschutz- und Wasserbehörden, die mit der Abwicklung von Genehmigungsverfahren zu tun haben, sowie die Arbeitsplätze in Umwelt-, Naturschutz- und Fischereiverbänden mit dem Fokus Wasserkraft hinzugerechnet werden würden.