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Wie wir das 1,5° Ziel (theoretisch) noch erreichen können

Die Begrenzung der vom Menschen verursachten Erder­wärmung ist unabdingbar. Bereits jetzt sind die Folgen zu spüren: Angefangen von Überschwemmungen, über das Schmelzen der Gletscher bis hin zu aufgeheizten Flüs­sen, die Fische gefährden und die Kühlung von AKWs erschweren. Dem europäischen Erdbeobachtungspro­gramm Copernicus zufolge war das Jahr 2023 (gemes­sen von Jänner bis Oktober) das wärmste je gemessene Jahr. Im Vergleich zum vorindustriellen Niveau war es 1,43°C wärmer. Die Konsequenzen unseres bisherigen Handelns sind deutlich spürbar, und umso wichtiger ist es, die gesteckten Ziele zu verfolgen bzw. im Idealfall so­gar zu erreichen.

Die Kernaussagen des Net-zero-emission-Szenarios

Die International Energy Agency (IEA) hat zum Thema der 1,5°-Begrenzung eine Studie veröffentlicht. Die Kernaus­sage: Das 1,5°-Ziel ist nach wie vor erreichbar, dafür sind jedoch einige wesentliche Schritte zu tätigen. Um das Ziel zu erreichen, wird von der IEA ein Net-Zero-Emissions- Szenario (NZE) skizziert. In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass zum einen verstärkt auf Technologi­en gesetzt wird, die einen niedrigen CO2-Ausstoß haben, und zum anderen Technologien eingesetzt werden, welche noch ausgestoßene Treibhaugase aus der Atmosphäre fil­tern.

Das Szenario geht davon aus, dass Photovoltaik-Anlagen und E-Autos für ein Drittel der Emissionsminderungen verantwortlich sein werden. Bis 2030 soll die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas um 20% zurückgehen, mit der Annahme, dass ab sofort keine neuen fossilen Projekte durchgeführt werden. Eine ebenso zentrale Rolle werden – den Ausführungen der IEA zufolge – Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis einnehmen. Von 2030 bis 2050 sollen diese ein Fünftel der gesamten Emissionsminderungen beitragen.

Die Rolle der Energieversorgung

Das NZE-Szenario rechnet damit, dass bis 2030 der gesamte Energiebedarf um etwa 10% im Vergleich zum Jahr 2022 sinken wird – obwohl die globale Industrie bis zum selben Zeitpunkt um ein Viertel wachsen wird. Dies setzt voraus, dass ab jetzt jedes Jahr Energieeffizienzmaßnahmen in Höhe von 2% des globalen Gesamtverbrauchs erfolgen. Dafür gibt es mehrere Stellschrauben. Die wichtigsten sind eine höhere Motoreneffizienz, Planung und Bau von energieeffizienteren Gebäuden und vor allem der vollständige

Umstieg auf (erneuerbare) elektrische Energielösungen.

Die IEA hat im Rahmen des Berichts für die globale Elek­trifizierung einen Plan vorgestellt, der auf vier soge­nannten Meilensteinen beruht:

Renewables: Der erste Meilenstein ist die Verdreifachung der installierten Erneuerbaren-Kapazität bis 2030. Zum Vergleich: 2022 lag diese bei 3.630 GW. Bis zum Jahr 2050 soll diese insgesamt acht Mal so hoch sein und dadurch 90% des globalen Strombedarfs abdecken können. 

Grid Investment: Als Zweites müssen die Investitionen in das Stromnetz verdoppelt werden. Der Ausbau der Erneu­erbaren stellt das Netz vor neue Herausforderungen, de­nen man durch die Ausweitung, Stabilisierung und auch Digitalisierung der Netze entgegentreten muss. Die Inves­titionen sollen bis 2030 von momentan jährlich 340 Milliar­den Dollar auf jährlich 680 Milliarden Dollar ansteigen und dann bis 2050 konstant bleiben. 

Fossil fuels unabated: Der dritte Meilenstein besagt, dass die Energiegewinnung aus fossilen Quellen bis 2040 um 95% sinken soll. Dabei soll die Stromgewinnung aus Kohle vollständig verschwinden. 

Nuclear: Die IEA beschreibt im Szenario auch, dass als vierter Meilenstein in der Energieversorgung die Nuklea­renergie von momentan etwas mehr als 400 GW bis 2050 auf etwas mehr als 900 GW angehoben werden soll. Be­sonders beim Thema Atomenergie dürfen die negativen Punkte, wie der hohe Lifecycle-CO2-Ausstoß, das nach wie vor nicht geklärte Problem der Endlagerung von Atommüll und die hohen Investitionskosten nicht vergessen werden. Auch wenn die EU Atomstrom als grüne Energieform de­klariert hat, sind noch viele Problematiken ungelöst. Zu­dem gibt es Studien wie jene von Mark Z. Jacobson von der Stanford University, die vorrechnen, dass eine Energiewende auch ohne Atomenergie, blauem Wasserstoff (Erdgas wird in Wasserstoff und CO2 gespalten, und mittel Carbon- Capture-and-Storage Techni­ken unterirdisch gelagert), und Kohlenstoffspeicherung mög­lich ist.

Was muss darüber hinaus geschehen? 

Neben der Umstellung auf ein annähernd vollständig Erneu­erbares Energiesystem sind noch eine Reihe weiterer Maß­nahmen vonnöten. 

Eine davon ist die CO2-Abschei­dung, -Verwendung und -Spei­cherung (englisch: Carbon Capture, Utilization and Storage = CCUS), beispielsweise bei der Zementproduktion oder auch bei der Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre. Momentan werden jährlich nur etwa 45 Millionen Tonnen CO2 davon durch diese Technologie verwendet bzw. gespeichert (das entspricht etwa 0,1% der jährlichen globalen Emissionen des Energiesektors). Zum jetzigen Zeitpunkt haben mehr als 45 Länder CCUS-Projekte in Entwicklung. Dem NZE-Szenario zufolge sollen bis 2030 mehr als 1.000 Millionen Tonnen verwendet oder gespeichert werden können. Weiters soll vermehrt auf Wasserstoff und wasserstoffbasierte Treibstoffe gesetzt werden. Zum momentanen Zeitpunkt ist die Produktion von Wasserstoff als Energieträger noch äußerst energiein­tensiv. Die IEA geht jedoch davon aus, dass aufgrund der Forschung die effizienten Einsatzmöglichkeiten anstei­gen werden, beispielsweise im Transport, der Eisen- und Stahlproduktion und der chemischen Industrie. 

Bioenergie soll ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. Von einem Anteil von heute 6% am gesamten Energiebedarf soll dieser bis 2050 auf 18% anwachsen. Insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern soll sich der Bedarf besonders schnell entwickeln und bis 2030 verdoppeln.

Der Weg zum Ziel 

Die vorgeschlagenen Pläne der IEA bergen jedoch auch ei­nige Risiken, denen man begegnen muss. Ebenso gibt es im weitesten Sinne globale Aspekte, die man berücksich­tigen muss, wenn man von einer „globalen“ Energiewende spricht. Man muss im Zuge des Umstiegs dafür sorgen, dass der Ausbau der Erneuerbaren und der Rückbau der fossilen Energieträger aufeinander abgestimmt werden. Unser momentanes Energiesystem ist hinsichtlich der Ver­sorgungssicherheit teilweise noch auf fossile Energieträger angewiesen. Diese Abhängigkeit kann nicht von heute auf morgen beseitigt werden. Nur durch einen kontinuierlichen Ausbau und den gleichzeitigen Rückbau über mehrere Jah­re bzw. Jahrzehnte hinweg kann dies gelingen. 

Eine globale Energiewende kann nur dann gelingen, wenn sich alle Staaten, Organisationen, Firmen und auch Indi­viduen beteiligen. Auch dies wird eine zukünftige Heraus­forderung werden, wenn man das 1,5°-Ziel erreichen will: Erstens ist der Energieverbrauch grundsätzlich ungleich verteilt (15% der Weltbevölkerung verbrauchen die Hälf­te der Energie) und zweitens ist die Geschwindigkeit, mit der einzelne Staaten ihre Erneuerbaren ausbauen, sehr unterschiedlich. Auf einzelne Einwohner umgerechnet haben beispielsweise Industrienationen etwa 2,5-mal so viele installierte Wind- und PV-Kapazitäten als der globale Durchschnitt. Um all das auszugleichen, sind vor allem der Zugang zu Finanzmitteln und die jeweiligen Regulatorien hinsichtlich Ökologie, Naturschutz und Genehmigungen länderspezifisch anzupassen. 

Fazit

Werden all jene Punkte zeitgerecht umgesetzt, geht die IEA davon aus, dass das 1,5°-Ziel eingehalten werden kann. Auch wenn diese Ausführungen teilweise überambitioniert erscheinen mögen: Versuchen müssen wir es. Dabei sind nicht nur die Staaten, Un­ternehmen sowie Organi­sationen weltweit gefordert, sondern auch jeder und jede Einzelne von uns.

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