Das Kraftwerk Kemating in der Gemeinde Roitham wurde erstmals 1900 mit der Genehmigung zur Errichtung einer Holzschleiferei für die Papierfabrik erwähnt. Nach mehreren Anpassungen erfolgte 1914 der Einbau von vorerst zwei Maschinensätzen zur Erzeugung elektrischer Energie. 1921 wurde die Anlage um einen dritten Maschinensatz erweitert.
Vor der Revitalisierung wurde damit eine elektrische Leistung von rund 1.350 kW erzielt. Eine Besonderheit stellen die zur Kraftübertragung zwischen Turbinen und Generatoren installierten Holzkammräder dar. Diese Kammräder der drei Francis-Schacht-Turbinen erforderten einen erheblichen Betriebsaufwand. Wöchentlich mussten die Holzzähne bei Stillstand warm nachgeschmiert werden. Extrem war auch die erhebliche Lärmentwicklung dieser Getriebe, rund 115dB wurde bei einem Maschinensatz gemessen, der Lärm war in weitem Umkreis hörbar.

Nachdem ein kompletter Neubau aufgrund des hohen Investitionsbedarfes nicht möglich war, wurde unmittelbar nach der Übernahme mit den Planungsarbeiten für eine umfassende Revitalisierung begonnen. Die Generatoren wurden behalten, da sie in einem altersentsprechend guten Zustand waren. Außerdem sind sie konstruktionsbedingt sehr wartungs- und reparaturfreundlich. Unabdingbar war aber ein Ersatz der bestehenden Holzkammräder durch moderne Getriebe. Weiters war eine Überarbeitung des gesamten Antriebsstranges notwendig – beginnend bei der Revision der Turbinen und den notwendigen Anpassungen der Turbinenwellen an die neuen Getriebe. Die größte technische Herausforderung des Projekts war jedenfalls die notwendige zehntelmillimetergenaue Anpassung der Maschinenwellen an das Getriebe zwischen den unveränderbaren vertikalen und horizontalen Fixpunkten.

Ganz wesentlich bei der Sanierung war auch die Revision der Turbinen. Das letzte große Service an den Maschinen wurde vor über 20 Jahren durchgeführt. Dies zeigte sich unter anderem an den schwergängigen Leitapparaten, die sich fast nicht mehr bewegen ließen. Die Wiederherstellung funktionsfähiger Verstelleinrichtungen war auch unerlässlich. Die Generatoren wurden ebenfalls einer Revision unterzogen und dabei gereinigt, diverse Fehlerstellen ausgebessert und geprüft. Ebenfalls umgestellt wurde das Kühlkonzept der gesamten Anlage, wobei die Getriebe mit einer Wasserkühlung und die Generatoren mit einer neuen Luftkühlung ausgerüstet wurden.
Mit den Revisionen an den bereits stillstehenden Maschinensätzen begann die Maßnahmenumsetzung sukzessive ab August 2018. Nachdem ein Maschinensatz bereits Mitte November 2019 in Betrieb gehen konnte, erfolgte die Inbetriebnahme der weiteren Maschinensätze bis Mitte Dezember. Seitdem ist die Anlage im Wesentlichen störungsfrei in Betrieb. Die Gesamtleistung konnte so bei Einhaltung der elektrischen als auch der thermischen Grenzwerte auf bis zu 1.800 kW gesteigert werden.