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Die wirtschaftlichen Effekte der Dekarbonisierung der EU

Business as Usual 

Der Vergleich wird mit dem Business-as-usual-Szenario gezogen. Um die momentanen Ziele und Versprechen des Industriesektors abzubilden, wurden dabei einige Annahmen getroffen: Hinsichtlich des Energie- und Transportwesens wird davon ausgegangen, dass die Beimischung von Biokraftstoff im Transportsektor bis 2050 um 14% bis 30% ansteigen wird. Bei Emissionen allgemein wird damit gerechnet, dass der CO2-Preis in den Ländern, die diesen bereits implementiert haben, weiter steigen wird. Unter dem Begriff „Ökonomie“ wird skizziert, dass Policy-Kosten und -Einnahmen kombiniert und umverteilt werden. Wenn die Einnahmen aus grünen Steuern höher bzw. niedriger sind als Subventionen, werden die Steuern gesenkt bzw. erhöht. Die Auswirkungen verteilen sich auf Mehrwertsteuer, den Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung und die Einkommensteuer. Zusätzlich wird von einer schrittweisen Abkehr der Atomkraft in Belgien ausgegangen.

Green Policy und Dekarbonisations-Szenario

Das Szenario, auf dem die Studie beruht, geht von einer ganzen Reihe Maßnahmen aus, welche Emissionsreduzierung, die Energieeffizienz und die inländische Produktion von CO2-armen Technologien zum Ziel haben. Dabei wird jedoch angemerkt, dass diese Maßnahmen weniger ambitioniert sind, als es das Netto-Null-Ziel 2050 eigentlich verlangen würde. Einige der wesentlichen Punkte sind: 

  • Abkehr von Kohle ab 2023 und Abkehr von Gas ab 2030 in der gesamten EU 
  • Nutzung von Carbon-Capture-and-Storage-Technologien 
  • Einführung von Steuern zur Förderung der Emissionsminderung im Luft- und Seeverkehr 
  • Schaffung von Regulatorien zur Abkehr von Heizsystemen mit fossilen Brennstoffen 
  • Gezielter Importanteil für ausgewählte Sektoren, basierend auf dem Net-Zero Industry Act der EU

Zusätzlich sind einige Technologien wie z.B. Photovoltaikanlagen, Windenergie, Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge usw. und die damit verbundenen Sektoren ihrer Lieferkette von gezielten Importen betroffen. Hier muss eine Reihe von Investitionen getroffen werden, um diese Importabhängigkeit zu reduzieren. In ähnlicher Weise werden neben denImportzielen auch Investitionen für Sektoren festgelegt, die für grüne Innovationen von zentraler Bedeutung sind. Diese Ziele sind gemäß dem Net-Zero Industry Act festgelegt, der darauf abzielt, bis 2030 mindestens 40% des Bedarfs an Schlüsseltechnologien in der EU zu decken.

Hand using a slider to reduce CO2 emissions. Carbon free energy. Concept of decarbonization.

E3ME 

E3ME ist ein makroökonomisches Modell, das eine Reihe von sozialen und ökologischen Prozessen integriert. Ein wesentliches Merkmal des Modells sind die wechselseitigen Verbindungen zwischen der Wirtschaft, der Gesellschaft im weiteren Sinne und der Umwelt. Es wurde für die Bewältigung nationaler und globaler wirtschafts- und umweltpolitischer Herausforderungen entwickelt, kann aber aufgrund seiner eingebauten Anpassungsfähigkeit auch auf andere Politikbereiche angewendet werden. Das Modell verbindet im vorliegenden Kontext vor allem Wirtschaft und Energiesysteme, indem Faktoren wie CO2- und Energiesteuern, Emissionshandelssysteme, Energieeffizienzprogramme, Subventionen und einiges mehr miteinander in Beziehung gesetzt werden. Das Modell ist auch weiter anpassbar und wurde beispielsweise schon für Analysen des Klimawandels und des Brexits verwendet.

Ökonomische Entwicklungen

Mit Hilfe des Bruttoinlandsprodukts wurde die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung abgeschätzt. Laut Analyse könnte in der gesamten EU durch die Implementierung der im angenommenen Szenario angeführten Maßnahmen ein jährliches Wachstum des BIP von 1,3% bis 1,5% erreicht werden. Die wirtschaftlichen Anreize, die zu diesen Ergebnissen beitragen, werden hauptsächlich von drei Faktoren bestimmt: Subventionen, öffentlichen und privaten Investitionen und von der Unterstützung der inländischen Produktion. Die Ergebnisse deuten insgesamt darauf hin, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft potenzielle wirtschaftliche Vorteile bieten kann, die auf ein langfristiges Wirtschaftswachstum durch verbesserte Effizienz und Produktivität ausgerichtet sind.

Sektor-Output

In der Studie hat man auch untersucht, wie die unterschiedlichen heimischen Sektoren auf das Maßnahmenpaket zur Dekarbonisierung reagieren würden. In der EU würde die Herstellung von Maschinen- und Transportausrüstung (unter diese Kategorie fallen sowohl elektrische Haushaltsgeräte als auch industrielle Anlagen, insbesondere für solche, die CO2-arme Prozesse unterstützen) das größte Wachstum von mehr als 15% bis 2050 verzeichnen. Andere Sektoren, wie der Tourismus, die Metallherstellung, die Landwirtschaft und weitere Sektoren kämen auf Wachstumsraten von ca. 2% bis 15%. Einzig der fossile Sektor, sowohl die Öl- und Gas als auch die Kohleproduktion, würde einen Rückgang von mehr als 35% bis 2050 verzeichnen.

Arbeitsplätze

Es gibt zwei wesentliche Mechanismen, die sich auf die Beschäftigungseffekte auswirken: Erstens kann sich die Produktivität eines Sektors aufgrund von z.B. Automatisierung verändern, was dazu führt, dass weniger Personen vonnöten sind, um einen gewissen Output zu erreichen. Zweitens wirken sich Veränderungen in der Beschäftigung auf das verfügbare Einkommen der Haushalte aus, das über den Gesamtverbrauch in die Wirtschaft zurückfließt. Darüber hinaus wird das verfügbare Einkommen der Haushalte auch durch die Besteuerung beeinflusst, von der angenommen wird, dass sie die Hauptfinanzierungsquelle für die öffentlichen Investitionen im Zusammenhang mit der grünen Industriepolitik ist. Diese Mechanismen steuern ebenfalls zum Beschäftigungsniveau bei.

Momentan wird von einer Zunahme der Arbeitslosenquote in der EU bis 2050 ausgegangen. Bei der Implementierung des Dekarbonisations-Szenarios könnten bis zu 10.000 Arbeitsplätze – im Vergleich zu 2022 – geschaffen werden. Innerhalb der EU nimmt die Beschäftigung insbesondere bei Green Jobs zu und die Beschäftigung in der fossilen Industrie ab.

Umwelt und Energie 

Abgesehen von wirtschaftlichen Aspekten muss die Dekarbonisierung der EU vor allem aufgrund der momentan negativen Auswirkungen der Treibhausgasemissionen auf die Umwelt vorangetrieben werden. Bei Einhaltung der aktuellen Ziele und Maßnahmen sollten die Emissionen sinken. Betrachtet man das in der Studie erstellte Szenario, könnte eine Emissionsminderung von bis zu 30% bis 2050 realistisch sein. Die Abnahme würde sich bis 2050 unter anderem im Bereich „Wohnen“, vor allem durch die PV-Anlagen und andere strombasierten, umweltfreundlichen Haushaltslösungen, bemerkbar machen. Auch die die Dekarbonisierung des Transportsektors hat großes Einsparungspotenzial.

Fazit

Die Abkehr von Kohle, Gas, Verbrennungsmotoren und anderen, klimaschädlichen Elementen, sowie das Setzen von Maßnahmen wie verstärkte CO2-Bepreisung, die Nutzung von Carbon-Capture-Technologien, dem verstärkten Ausbau der Erneuerbaren und vielem mehr sind die Grundlage für das in der Studie erstellte Szenario der Dekarbonisierung Österreichs und der gesamten Europäischen Union. All das hat positive Auswirkungen in Bezug auf das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Eine grünere Industriepolitik würde zu mehr Investitionen, Innovationen und einem Strukturwandel führen, der eine höhere Produktivität in grünen Wachstumssektoren und damit einen allgemeinen wirtschaftlichen Fortschritt ermöglicht. Würde dieser Weg eingeschlagen werden, wäre ein wesentlicher Schritt zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der EU getan. Wichtig ist hierbei aber auch zu erwähnen, dass manche Annahmen des Dekarbonisations- Szenarios – wie der Ausstieg aus Kohle ab 2023 – zum jetzigen Zeitpunkt schon nicht erfüllt wurden. Um die skizzierten Ergebnisse zu erreichen, müssten deutlich mehr Anstrengungen unternommen werden.

Zur gesamten Studie: https://kontext-institut.at/uploads/Dateien/202407_KONTEXT_CambridgeEconometrics_Study_green-industrial-policies-EU.pdf

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