Kleinwasserkraftwerke haben eine Reihe von Stärken: Sie produzieren ganztägig Strom und sind aufgrund ihrer Konstanz besonders gut prognostizierbar; sie ermöglichen eine regionale Eigenversorgung, stabilisieren das Stromnetz und vermeiden durch die Nähe zu Abnehmer*innen Infrastrukturkosten, und das alles bei Erhaltung des guten ökologischen Zustandes der Gewässer. Kleinwasserkraftwerke schaffen direkt und indirekt zahlreiche Arbeitsplätze und bringen regional und national eine entsprechende Wertschöpfung.
Auch und gerade in Krisenzeiten leisten sie ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit und Systemstabilisierung. Die Aufrechterhaltung der dezentralen Stromversorgung für die kritische Infrastruktur, wie etwa Krankenhäuser, das Handynetz oder die Nahrungsmittelversorger, ist von größter Wichtigkeit. Die Kleinwasserkraft wäre aber auch im Falle eines großflächigen Blackouts grundsätzlich in der Lage, die lokale Versorgung durch ihre Inselnetz- und Schwarzstartfähigkeit zu garantieren. Wasserkraft ist je nach Anlagenkonzeption auch gut regel- und speicherbar.
Auch wenn kleine Anlagen weniger Strom produzieren, spielen sie im Kontext der grünen Energiewende eine wichtige Rolle. Es braucht die Nutzung aller verfügbaren und ökologisch verträglichen Ressourcen für die Umstellung auf eine nachhaltige und langfristig gesicherte Energieversorgung.
Die wichtigen, hohen ökologischen Standards und Anforderungen, wie zum Beispiel für Fischaufstiegshilfen und hohe Restwasserdotationen, erfordern laufend Investitionen. Im Hinblick auf unsere Klimaziele und die Energiewende gilt es, den Betrieb der Kleinwasserkraftwerke so wirtschaftlich wie möglich und deren Erzeugung so hoch wie möglich zu erhalten und Rahmenbedingungen zu schaffen, die genau dies ermöglichen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Eigenversorgung im Strombereich lange die Norm war. Seit der Jahrtausendwende hat Österreich allerdings begonnen, mehr Strom zu importieren als es exportiert und sich dadurch zu einem Nettoimporteur von elektrischer Energie entwickelt. Neben der geringeren Versorgungssicherheit fließen dabei – abzüglich der Exporte – jährlich rund 9,5 Milliarden Euro für Öl, Kohle, Gas und Stromimporte aus Österreich ab. Der momentanen Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern aus dem Ausland muss durch den Ausbau der im Inland verfügbaren erneuerbaren Energieträger, wie z.B. Kleinwasserkraft, gegengesteuert werden. Bei voller Umsetzung der österreichischen Klima- und Energiestrategie, wonach bis 2030 100 Prozent des Stromverbrauchs bilanziell aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden soll, könnte aus Kleinwasserkraftwerken insgesamt rund 9 TWh beigesteuert werden. Anders sieht die Situation in Deutschland aus: Dort wird mehr Strom exportiert als importiert.
Für Kleinwasserkraftwerke besteht in Österreich noch ein Ausbaupotential von 3 TWh. Das Potential durch die Modernisierung alter Kleinwasserkraftwerke ist dabei mit circa 1,5 TWh in etwa gleich groß wie das Potential des Neubaus.
In Deutschland geht man von einem zusätzlichen Potenzial von bis zu 2,7 TWh aus.
Ein Vorteil der technischen Modernisierung liegt darin, dass der Standort, falls nötig auch ökologisch saniert werden kann und die Durchgängigkeit für Fische dadurch wiederhergestellt wird.