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Die Welt im Wandel: Risiken der Zukunft 

Anfang des Jahres hat das World Economic Forum den Global Risk Report in der achtzehnten Auflage veröffentlicht. Für den Report werden 1200 Expert*innen über die globalen Risiken und Herausforderungen der Gegenwart sowie der Zukunft befragt. Besonders die Themen des Klimawandels und Umweltschutzes haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. 

Der Report ist in drei Teile bzw. Zeitrahmen gegliedert. Der erste Teil des Reports fokussiert sich sowohl auf momentane Krisen als auch auf Herausforderungen, die aus diesen Krisen innerhalb der nächsten Jahre erwachsen werden. Dabei werden die 10 größten Herausforderungen für die nahe Zukunft aufgezählt. Der zweite Teil des Berichts weitet seinen Zeitraum bis in das Jahr 2033 aus. Wie bereits in Teil eins werden auch im zweiten Teil die 10 größten Risiken und Herausforderungen aufgezählt. Abschließend wird im letzten Teil auf Verbindungen zwischen Krisen und dem Ressourcenmangel in der Zukunft eingegangen. Ein Beispiel dafür ist die zunehmende Nahrungsunsicherheiten und die damit verbundenen wirtschaftlichen und humanitären Folgen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die „Polykrise“. Sie beschreibt Krisen, die sich gegenseitig verstärken und zusammen gravierendere Folgen aufweisen als die Summe der einzelnen Krisen.

Womit wir uns die nächsten zwei Jahre beschäftigen müssen 

Dem Global Risk Report zufolge werden die steigenden Lebenshaltungskosten kurzfristig, also vor allem in den nächsten zwei Jahren, als die größte Herausforderung anzusehen sein. Die bereits vor der Pandemie von der Inflation in die Höhe getriebenen Preise treffen unverhältnismäßig stark Personen mit niedrigem Einkommen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die daraus resultierende Energie- und Nahrungsmittelunsicherheit hat die Inflation in den letzten Monaten zusätzlich angefeuert und für Unsicherheit in der Bevölkerung gesorgt.  

Nach der Bedrohung durch Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen wird die geoökonomische Konfrontation auf dem dritten Platz als besonders besorgniserregend über die nächsten zwei Jahre gewertet. Unter geoökonomischer Konfrontation werden Handlungen wie z.B. Sanktionen, Handelskriege und Investitionsprüfungen gesehen. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine zeigen sich Schwächen durch die globale Vernetzung des Handels, des Technologiesektors und des Finanzwesens. Sanktionen wurden verhängt, Betriebe verstaatlicht und Vermögenswerte angeeignet. Die Wirtschaftspolitik wird zunehmend auf geopolitische Ziele ausgerichtet, um unabhängiger von konkurrierenden Staaten zu werden, wodurch Allianzen und internationale Organisationen unter Druck geraten.  

Ein Blick auf die nächsten zehn Jahre 

Die nächsten zehn Jahre werden durch ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen geprägt sein, die von wirtschaftlichen und geopolitischen Trends abhängen werden. Die ersten vier Plätze der Top 10 Risiken werden von Klima- und Naturschutzthemen belegt. Angeführt wird die Liste von der Sorge, den Klimawandel nicht effektiv bekämpfen zu können. Den zweiten Platz belegt das Risiko, die Folgen des Klimawandels nicht abfedern zu können, und als drittes Risiko werden Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse genannt. All diese Risiken stehen in direktem Zusammenhang mit der Herausforderung des weltweiten Ausbaus der Erneuerbaren: Denn neben Energieeinsparungen ist der rasche und effiziente Umstieg von fossilen Energien auf klimafreundliche Alternativen ist der einzige nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Weg, den menschengemachten Klimawandel zu bekämpfen. Je schneller diese Wende gelingt, desto geringer werden die Folgen der genannten Risiken ausfallen. Insgesamt finden sich auf sechs von zehn Plätzen Themen, die in Verbindung mit Klima- und Umweltschutz stehen.  

Ein weiteres Problem, das durch den Klimawandel bedingt ist, ist die unfreiwillige Migration. Besonders Inselstaaten und Küstenregionen werden in Zukunft durch den steigenden Meeresspiegel als Siedlungsraum verloren gehen und Menschen zum Flüchten zwingen. Kriege, wirtschaftliche Krisen und Nahrungsunsicherheiten sind weitere Verursacher von unfreiwilliger Migration und platzieren das Thema auf den fünften Platz des Rankings. 

Weitere Herausforderungen, die uns laut den Expert*innen in den nächsten zehn Jahren betreffen werden, sind Cyberkriminalität und ein geschwächter sozialer Zusammenhalt sowie gesellschaftliche Polarisierung, also die Spaltung innerhalb einer Gemeinschaft, die zu einer Abnahme der sozialen Stabilität führt und der wirtschaftlichen Produktivität schadet. 

Der Klima- und Umweltschutz inmitten der globalen Krisen

Das Hauptaugenmerkmal der globalen Risikowahrnehmung für das nächste Jahrzehnt liegt auf den mit dem Klimawandel und dem Umweltschutz verbundenen Risiken. Seit 2011 werden die Rankings des Global Risk Reports von Themen betreffend dem Umwelt- und Klimaschutz angeführt.  Der Bericht weist darauf hin, dass man international Schwierigkeiten hat, die notwendigen Schritte gegen die Klimaerwärmung zu setzen. Trotz der Bemühungen der letzten Jahrzehnte, den menschengemachten Klimawandel zu bekämpfen, ist das Niveau der Treibhausgase in der Atmosphäre so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Emissionsvorhersagen sehen es für sehr unwahrscheinlich an, dass die globalen Ziele zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C eingehalten werden können. 

„Versäumnisse bei der Eindämmung des Klimawandels“ werden dabei als eine der größten Bedrohungen gesehen, jedoch sind wir laut dem Global Risk Report am wenigsten darauf vorbereitet. 70% der befragten Expert*innen geben an, dass der Umfang und die Intensität bestehender Maßnahmen ineffektiv sind. Laut Angaben des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) liegt die Wahrscheinlichkeit, das 1,5 °C Ziel bis 2030 zu erreichen, bei 50%. Mit den Emissionszielen der G7-Staaten steuern wir jedoch auf 2,7°C bis zur Mitte des Jahrhunderts zu. Sollte dieses Szenario eintreten, ist mit steigenden Todesfällen aufgrund von Hitzestress, erheblichen Verlusten in der Landwirtschaft, höherer Waldbrandgefahr, Wasserknappheit, Überschwemmungen und Hochwasser sowie einem weiter steigenden Meeresspiegel zu rechnen. 

Die momentanen geopolitische Spannungen und der wirtschaftliche Druck haben dazu geführt, dass es Rückschritte in der Energiewende gibt. Das zeigt zum Beispiel die 50 Milliarden Euro schwere Investition der EU-Staaten in fossile Infrastruktur. 

Trotz einzelner längerfristiger Regierungsmaßnahmen zur Energiewende, wie z.B. der „Inflation Reduction Act“ der USA und der „REPowerEU“ Plan der Europäischen Union, ist es unwahrscheinlich, dass Bemühungen zur Einschränkung des Klimawandels in den nächsten zwei Jahren bedeutsam zunehmen werden. Die Ursache dafür sieht das World Economic Forum in der Herausforderung, dass die Staaten zwischen den kurzfristigen Bedürfnissen und langfristigen Zielen abzuwägen haben. Ein Beispiel für diese Diskrepanz zeigte sich bei der COP27 im Jahr 2022 (eine jährlich stattfindende UN-Klimakonferenz), bei der das dringend notwendige Übereinkommen über den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auf die COP28 verschoben wurde. 

Ökosysteme im Wandel 

Der Rückgang an Biodiversität und die Zerstörung von Ökosystemen schreiten so schnell wie noch nie voran. In den nächsten zehn Jahren werden der „Verlust an Biodiversität und der Zusammenbruch von Ökosystemen“ ebenfalls zu den größten Herausforderungen zählen. 

Durch starke Eingriffe des Menschen wird das empfindliche Gleichgewicht der globalen Ökosysteme gestört und eine Kettenreaktion mit negativen Folgen ausgelöst. Da die Hälfte der Weltwirtschaft von natürlichen Ressourcen abhängig ist, ist mit weitreichenden ökonomischen und sozialen Folgen zu rechnen. 

Ein Aspekt, der im Bericht besonders deutlich dargestellt wird, ist, dass Naturschutz und Klimaschutz nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Sie sind voneinander abhängig, denn die Folgen des einen Problems verstärken die Auswirkungen des anderen und umgekehrt. Beide Probleme müssen gelöst werden, um die Klimaneutralität zu erreichen und den Schutz der Natur sicherzustellen. Wenn wir es nicht schaffen die Erderwärmung auf 1,5°C oder wenigstens 2°C zu beschränken, kommt es zu einem Dominoeffekt, der einen hohen Rückgang an Biodiversität, eine steigende Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse und vieles mehr mit sich bringen wird.  

Das Eis der Antarktis, Korallenriffe und terrestrische Ökosysteme werden die Folgen als erstes zu spüren bekommen. Dazu kommt die Zerstörung von natürlichen Kohlenstoffspeichern, wie zum Beispiel Mooren und das Auftauen von Permafrostböden, wodurch große Mengen an Treibhausgasen, vor allem das besonders klimaschädliche Gas Methan, freigesetzt werden. 

Heute für Morgen handeln

Um Kipppunkte zu schützen, ist eine Kombination aus Naturschutz, Umgestaltung des Lebensmittelsystems, Klimaschutz und Änderungen der Konsum- und Produktionsmuster notwendig. Dies erfordert eine Neuausrichtung der Förderungen und eine Verbesserung der Kontrollen mit hochwertigeren Daten und Instrumenten, um die Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion, Klima, Energie und Ökosystemen zu berücksichtigen. Die ersten Schritte wurden bereits mit dem Montreal-Kunming-Abkommen der fünfzehnten Weltnaturkonferenz geschaffen. Zu den wichtigsten Erfolgen des Abkommens zählt die Einigung, 30% der globalen Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen und den Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen. Die Umsetzung durch die öffentliche und private Hand bleibt jedoch abzuwarten, insbesondere aufgrund des mangelnden Fortschritts bei früheren Zielen zum Klimaschutz und zur Biodiversität. Jedoch ist eines klar: nur durch den raschen Ausbau der Erneuerbaren haben wir eine Chance, die weitere Erderwärmung zu stoppen und Umweltkatastrophen zu vermeiden. Die Kleinwasserkraft trägt in Österreich zu genau diese Aufgabe bei.  

Dieses Medienprojekt wurde von Einsatzstellen und Teilnehmer:innen des Freiwilligen Umweltjahres FUJ im Rahmen des FUJ-Lehrgangs gemeinsam umgesetzt (www.fuj.at).

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