Wie viel Strom verbrauchen wir, und welchen Beitrag leistet die Kleinwasserkraft, um diesen Verbrauch zu decken?
Zum Stromverbrauch gibt es zwei Maßzahlen: den Pro-Kopf-Verbrauch und den durchschnittlichen Haushaltverbrauch. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland belief sich im Jahr 2020 auf 6,6 MWh, in Österreich auf 7,8 MWh. Beim Pro-Kopf-Verbrauch wird der gesamte Stromverbrauch im Land mit der Einwohnerzahl ins Verhältnis gesetzt. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Löwenanteil des Stroms von der Industrie benötigt wird.
Bei der Angabe des durchschnittlichen Haushaltsverbrauchs kommt es darauf an, wie viele Personen in dem Haushalt wohnen, und auf welche Weise das Warmwasser aufbereitet wird. Gibt es eine elektrische Warmwasserbereitung, ist der Stromverbrauch entsprechend höher. Für einen 3-Personen Haushalt ohne Warmwasserbereitung kann man mit etwa 3500 kWh rechnen.
Wie viel Strom wird nun von der Kleinwasserkraft produziert? Es gibt rein gesetzliche Definitionen, was als Kleinwasserkraftwerk gilt. Diese beziehen sich auf die maximale Leistung, also die Strommenge, die erzeugt werden würden, wenn die Anlage dauerhaft unter Volllast laufen würde. In Österreich produzieren 4000 Kleinwasserkraftwerke jedes Jahr etwa 6 Terawattstunden Strom, jedes einzelne Kraftwerk leistet seinen Jahresbeitrag daher mit durchschnittlich 1.500.000 Kilowattstunden. Ein einzelnes Kraftwerk kann somit mehr als 400 Haushalte mit Strom versorgen. Im gesamten Land können daher etwa 1,7 Millionen Haushalte versorgt werden.
In Deutschland gibt es etwas mehr Kleinwasserkraftanlagen, etwa 6900, die – wie dort laut Gesetzeslage vorgeschrieben, eine maximale Leistung von 1 MW haben. Insgesamt werden pro Jahr von deutschen Kleinwasserkraftwerken 2,85 Terawattstunden Strom produziert. Heruntergebrochen auf ein einzelnes Kraftwerk produziert dieses pro Jahr etwa 410.000 Kilowattstunden. Dadurch versorgt ein einzelnes Kraftwerk ca. 120 Haushalte mit Strom. Alle Kleinwasserkraftwerke zusammen produzieren daher Strom für etwas mehr als 800.000 Haushalte.
(Bei dieser Berechnung darf jedoch nicht vergessen werden, dass produzierte Strommengen manchmal auch direkt für KMUs oder andere industrielle Zwecke verwendet werden.)
Dieses Beispiel zeigt auf, dass der Beitrag von Kleinwasserkraftwerken zur Stromversorgung keinesfalls als gering eingestuft werden kann.
Neben der reinen Stromerzeugung bringt die Kleiwasserkraft weitere Vorteile mit sich. Kleinwasserkraft trägt wesentlich zur Systemstabilität der Netze bei, da Wind und Sonne als wetterabhängige und fluktuierende erneuerbare Energien keinen Beitrag zur Netzstabilität leisten können. An Standorten der Kleinwasserkraft wird seit Jahren die Umsetzung der ökologischen Durchgängigkeit realisiert. Das Gewässer wird von Wohlstandsmüll befreit und um die Anlage entstehen Erholungsräume für alle. Zudem sichert die Kleinwasserkraft in Österreich und Deutschland zahlreiche Arbeitsplätze, von der Planung, über den Bau bis hin zur Zuliefererindustrie.
Um die Energiewende weg von thermischer Energie, die uns in Zukunft ausgehen wird, hin zu grüner, nachhaltiger Energie zu schaffen, braucht es Dezentralisierung und einen weiteren Neu- bzw. Ausbau. Die Technologie dafür ist bereits vorhanden. Was fehlt, sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Investitionen. Fest steht jedenfalls, dass wir nicht zuletzt aufgrund der Klimakrise den Ausbau der Erneuerbaren forcieren müssen.