Wer denkt, dass Wasserkraft nur in natürlichen Fließgewässern eingesetzt werden kann, der irrt: Eine weitere Methode zur grünen Energieerzeugung wird bereits seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt: das Trinkwasserkraftwerk.
Wie funktioniert ein solches Trinkwasserkraftwerk? Dazu muss man zuerst wissen, wie das Wasser überhaupt in unsere Häuser und Gebäude gelangt, um dort verwendet zu werden: Wasser wird entweder direkt an den Quellen in den Bergen gesammelt, aus dem Grundwasser hochgepumpt oder zum Teil auch als „Uferfiltrat“ aus einem Fluss entnommen.
Bekanntlich nutzten schon die Römer sogenannte Aquädukte, mit denen sie Trinkwasser überirdisch in die Städte transportierten. Diese sind als sogenannte „Freispiegelleitungen“ gebaut, fließen also wie ein Bach nur durch das natürliche Gefälle zum Zielpunkt. Ein prominentes Beispiel dafür sind die Wiener Hochquellwasserleitungen.
In der modernen Wasserversorgung legt das Wasser den Weg meistens in Druckrohrleitungen zurück. Das sind nichts anderes als Rohre, durch die das Wasser fließen kann. Der große Unterschied zu herkömmlichen Leitungen ist, dass die Rohre stehts voll mit Wasser gefüllt sind. Dabei steht das Rohr unter Druck, der umso höher ist, je größer die Höhendifferenz zwischen Anfangspunkt (Fassung) und Endpunkt (Hochbehälter) ist.
Der Druck (bzw. die Energie), mit dem das Wasser durch die Leitungen fließt, bleibt oft ungenutzt. Mehr noch, bei großen Höhendifferenzen muss der Druck am Ende abgebaut werden. Um die Energie sinnvoll zu nutzen, kann auf ein Trinkwasserkraftwerk zurückgegriffen werden. Dabei handelt es meist um eine Peltonturbine. Das Wasser wird dabei durch eine Düse (wie z.B. bei einem Gartenschlauch) geleitet, und trifft mit einer hohen Geschwindigkeit auf die Laufschaufeln der Turbine. Durch die spezielle Konstruktion dieser Schaufeln wird das Wasser um 180° abgelenkt und gibt so einen Großteil seiner Energie ab, wodurch sich die Turbine zu drehen beginnt. Diese Drehbewegung wird dann durch einen Generator in Strom umgewandelt. Auf diese Weise kann man die vorhandene Energie des Wassers bestmöglich nutzen.
Ein Beispiel für ein Trinkwasserkraftwerk findet sich in Hall in Salzburg. Das dortige Kraftwerk Walderstraße produziert ca. 1,6 Mio. KWh Strom pro Jahr und kann damit mehrere hundert Haushalte versorgen.
Eine Studie untersuchte das Potential solcher Anlagen in sechs verschiedenen Ländern der europäischen Union und kam zu dem Schluss, dass bei einer optimalen Einsetzung solcher Kraftwerke zusätzlich ca. 480-820 GWh Strom allein in den betrachteten Ländern produziert werden könnte. Auf alle Länder der EU gemünzt, ist dieses Potential natürlich noch um einiges höher.
Es ist daher sinnvoll, den Ausbau der Wasserkraft auch in diesem Bereich weiter voranzutreiben, um die vorhandenen Energiepotentiale nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.