Der Begriff Biodiversität beschreibt die Vielfalt des Lebens auf der Erde – sowohl im Wasser als auch in der Luft und zu Lande. Laut dem WWF (World Wide Fund For Nature) sind die Wildtierbestände weltweit seit 1970 um durchschnittlich 68% geschrumpft. Umso wichtiger ist es, die noch vorhandenen Wildtiere bestmöglich zu schützen. Leider gelingt das nicht in dem Ausmaß, das wünschenswert wäre – nach wie vor stehen viele Tiere auf der roten Liste. Das bedeutet, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Momentan betrifft das mehr als 32.000 Tierarten.
Der Kleinwasserkraft wird häufig vorgeworfen, durch die vielen Querbauten die herrschende Artenvielfalt an Wasserlebewesen zu gefährden. Diese Betrachtungsweise ist jedoch einerseits zu einseitig, und andererseits teilweise falsch. Um sich dem Problem zu nähern, muss man sich ansehen, welche Gründe es im Allgemeinen gibt, dass der Bestand und damit auch die Vielfalt der Tiere in den Flüssen zurück geht: Neben der Begradigung von Flüssen sind es vor allem die Übernutzung von Böden, die Umweltverschmutzung und der Klimawandel. All diese Faktoren sind dafür verantwortlich, dass der Fischbestand in den Gewässern immer weniger wird.
In welchem Zusammenhang steht nun die Kleinwasserkraft mit den genannten Problematiken? Als erstes fällt meist der Vorwurf, dass die Kleinwasserkraft mit ihren Querbauwerken den Lebensraum von Fischen einschränkt oder ihn immer wieder unterbricht. Es gibt tatsächlich viele Querbauwerke in Österreichs Gewässern. Von den aktuell rund 24.000 noch nicht fischdurchgängigen Bauwerken sind aber nur knapp 8% der Wasserkraft zuzuordnen. Während in den letzten Jahren einige der Querbauwerke an Kleinwasserkraftanlagen durchgängig gemacht wurden, erfolgt die Sanierung der sonstigen Querbauwerke eher schleppend.
Wie wird ein Kleinwasserkraftwerk aber überhaupt „Fischdurchgängig“? Dafür werden sogenannte Fischwanderhilfen angelegt, die es Fischen ermöglichen, die Kraftwerksanlage zu durch- oder umschwimmen, ohne dabei Schaden zu nehmen.
Auch die Umweltverschmutzung stellt nach wie vor ein bedeutsames Thema da. In diesem Fall ist die Kleinwasserkraft sogar ein schützender Faktor: Viele Kraftwerke verfügen nämlich über eine sogenannte Rechenanlage. Diese hält Blätter, Äste und Dinge, die nicht in den Fluss gehören, wie zum Beispiel Dosen, Plastikflaschen und alles andere, von den Turbinen fern, da diese sonst beschädigt werden könnten. Die Verschmutzungen, die vom Rechen aufgefangen werden, können gesammelt und dann entsorgt werden, sodass der Fluss insgesamt sauberer bleibt, und Fische sich weniger häufig in weggeworfenen Plastiktüten verfangen und dadurch verenden können.
Der Klimawandel ist ebenso ein Problem, das den Fischbestand zurückgehen lässt, da sich die Gewässer immer mehr aufwärmen. Experimente haben gezeigt, dass wärmeres Wasser die Fähigkeit der Fische, Nahrung zu finden, stört. Um den Klimawandel zu verlangsamen oder zu stoppen, braucht es eine ganze Reihe an Maßnahmen. Das übergeordnete Ziel ist die Reduktion des CO2-Ausstoßes. Im Vergleich zu anderen Methoden der Stromerzeugung, beispielsweise Kohle- oder Atomkraftwerken, läuft die Erzeugung von Strom aus Kleinwasserkraftwerken nahezu emissionslos ab.
Die Kleinwasserkraft kann viele, aber nicht alle Bedrohungen für die Artenvielfalt in Flüssen abmildern. Leider ist es immer noch so, dass durch Überdüngung viele schädliche Stoffe in Gewässer geschwemmt werden – besonders eine zu hohe Phosphor-Belastung ist meist ein Problem. Zudem wird, verursacht durch Monokulturen (wenn nur eine Pflanze über einen längeren Zeitraum in einem bestimmten Gebiet angebaut wird) oder übermäßiger landwirtschaftlicher Bewirtschaftung, die Stabilität des Bodens beeinflusst. Wenn bei hohem Niederschlag der aufgeweichte Boden auf die Straßen geschwemmt wird, gelangen die Erdmassen über Straßengräben oft in Gewässer. Dadurch wird der Grund des Gewässers (die sogenannte Gewässersohle) gestört, wodurch die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt wird.
Zusammenfassend kann der Vorwurf, dass Kleinwasserkraft die sinkende Biodiversität der Tierwelt in Flüssen zu verantworten hat, entkräftet werden. Vielmehr stellen die Kraftwerke auf vielfache Art und Weise einen schützenden Faktor dar.