Der europäische Weg in eine grüne(re) Zukunft?
Die Renewable Energy Directive stellt die von der europäischen Union entwickelte Grundlage für den europaweiten Ausbau der erneuerbaren Energieträger dar.
Die erste Fassung stammt aus dem Jahr 2009, mittlerweile wurde sie einmal überarbeitet, die europäische Kommission hat im Juli 2021 weitere Änderungen vorgeschlagen, die bis Ende 2022 ratifiziert werden sollen.
Kernpunkte
Eine der wichtigsten Änderungen des neuen Entwurfs ist die Anhebung des Ausbauziels der erneuerbaren Energieträger: Bis 2030 sollen deren Anteile EU-weit nicht 32%, sondern 40% betragen.
Auf nationaler Ebene soll zudem
- die von Gebäuden benötigte Energie zu 49% aus erneuerbaren Quellen stammen,
- die Industrie einen jährlichen Zuwachs erneuerbarer Energie von 1,1 Prozentpunkten erreichen,
- der Richtwert von einem Zuwachs der erneuerbaren Energien für Heizung und Kühlung um 1,1 Prozentpunkten pro Jahr verbindlich werden,
- der Richtwert für die Nutzung der erneuerbaren Energien für Fernwärme und -kälte von 1,0 auf 2,1 Prozentpunkte pro Jahr angehoben werden.
Weiters sollen die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, um die Integration erneuerbarer Energieträger insbesondere dort voranzutreiben, wo die Integration bisher nur langsam vonstatten ging, beispielsweise im Verkehr und der Industrie.
Auch Vorschläge zum Umgang mit Wasserstoff als Energieträger für den Transport und die Industrie finden sich in der Überarbeitung, sowie der Vorschlag von Vorschriften hinsichtlich des Umgangs mit forstwirtschaftlicher Biomasse und deren Einklang mit den Biodiversitätszielen der EU.
Kritikpunkte
Die Aufstockung des Ausbauziels ist ohne Frage ein sinnvoller Schritt – je mehr Energie von heimischen Erneuerbaren stammt, desto unabhängiger wird Europa von ausländischer Versorgung und desto weniger wird der menschengemachte Klimawandel angefacht. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, ob diese 40% in Anbetracht der momentanen politischen und vor allem klimatischen Problemstellungen nicht zu wenig sind. Dass eine höhere Ausbauquote von Erneuerbaren kein Problem darstellt, zeigt beispielsweise Norwegen, wo die Wasserkraft 97% der Stromgewinnung ausmacht. Zwar hat Norwegen ob seiner geographischen Lage deutliche Vorteile, was die Wasserkraft anbelangt, jedoch darf hier nicht außer Acht gelassen werden, dass die Erneuerbaren in Summe mehr sind als nur die Wasserkraft. Eine erneuerbare Energiegewinnung dieses Ausmaßes ist in anderen Ländern mit ausreichend politischem Willen und einem Zusammenspiel unterschiedlicher Energieträger wie Solar, Wind, oder auch Biomasse genauso möglich. Dieses Argument trifft daher auch auf einige andere Änderungen, wie z.B. dem Zuwachs des Erneuerbaren-Energie-Anteils für Gebäude, zu.
Fazit
Die in der Renewable Energy Directive formulierten Ziele hinsichtlich des Ausbaus der erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Rahmenbedingungen sind ambitioniert. Zugleich stellt sich die Frage, ob diese Ambitionen in Hinblick auf die Klimakrise nicht zu gering sind. Nichtsdestotrotz stellen sich dadurch die Weichen für eine grüne(re) Zukunft Europas. Es bleibt zu hoffen, dass bis 2030 die hier aufgestellten Ziele zumindest erreicht werden.
Derzeit wird parallel zur RED III bereits die RED IV entwickelt, die der seit Frühjahr 2020 noch verschärften Energiekrise entgegenwirken soll.