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Die Fishcon-Schleuse

Neue Fischwanderhilfe stellt die Durchgängigkeit bei Wasserkraftwerken her

Bei der Fishcon-Schleuse handelt es sich um eine Weiterentwicklung einer herkömmlichen Fischschleuse. Durch zwei Schleusenkammern und einer patentierten hydraulischen Verschaltung wird erreicht, dass die Fischwanderhilfe für Fische nahezu kontinuierlich zugänglich ist, Fischauf- und abstieg gleichzeitig möglich werden und ein wartungsarmer Betrieb gewährleistet ist. Die Fishcon-Schleuse benötigt wenig Platz und Wasser und stellt bei mittleren Absturzhöhen häufig eine kostensparende Möglichkeit zur Herstellung der Gewässerdurchgängigkeit dar. 

Sieben Projekte umgesetzt 

Anfang 2019 wurde die erste Fishcon-Schleuse in Betrieb genommen. Mittlerweile wurden in Summe sieben Anlagen in Österreich, Deutschland und der Schweiz installiert, vorwiegend in Forellen- und Barbenregionen an Flüssen mit einer Mittelwasserführung von ca. 2 bis 18 m³/s. Die Fischschleusen überwinden Höhendifferenzen von 1,5 bis 4,5 m auf kleinster Fläche. Standardmäßig ist die Schleuse für Höhendifferenzen von bis zu 6 m geeignet. Bei größeren Höhendifferenzen oder bei sehr großen Gewässern ist eine individuelle Ausführung möglich. 

Die neue Fischwanderhilfe kann mit geringen Wassermengen betrieben werden. Bei umgesetzten Projekten konnte eine Wassereinsparung von über 50% im Vergleich zu Schlitzpässen erzielt werden. An größeren Standorten kann die Leitstromdotation durch eine kleine Turbine genutzt werden, um elektrische Energie zu erzeugen. Hierfür wurde in Zusammenarbeit mit der TU Graz eine spezielle Rotorgeometrie entwickelt. Aus optischen Gründen kann die Fishcon-Schleuse teilweise oder vollständig eingegraben werden, wie es beispielsweise bei der Fishcon- Schleuse Schwarzmühlwehr an der Alm der Fall ist.

Für die typischen Gewässerregionen in Österreich gibt es vier Standardgrößen mit Kammerdurchmessern von 600 bis 1500 mm. Eine Mindestlänge der Kammern von 6 m wird empfohlen. 

© Fishcon

Funktion mehrfach nachgewiesen 

Von den sieben installierten Fishcon-Schleusen wurden bereits fünf durch unabhängige Monitoring-Untersuchungen vollständig überprüft. Alle Schleusen erzielten dabei positive Ergebnisse nach österreichischen Richtlinien und deutschen Standards. Insgesamt sind etwa 10.000 Fische aus über 40 Arten, darunter 36 heimische Arten, nachweislich mit Hilfe der Fischwanderhilfe flussaufwärts gewandert. Zu den aufgestiegenen Arten gehören unter anderem bodenbewohnende Fische wie Koppen und Bachschmerlen sowie schwimmschwache Arten wie Bitterlinge, Rotfedern und Schleien. Bemerkenswert ist auch der Aufstieg eines kleinen Schwarms adulter Nasen. 

Der bisher größte aufgestiegene Fisch war ein 1,3 m langer Wels bei einer Installation in Bayern. Weitere bemerkenswerte Aufstiege sind ein 87 cm langer Huchen, ein 70 cm langer Aal, mehrere Hechte um die 60 cm, ein Zander mit 61 cm sowie eine 60,5 cm lange Barbe. Die Monitoring-Ergebnisse deuten darauf hin, dass keine Größen- oder Altersselektivität vorliegt und eine schonende Wanderung ermöglicht wird, was sich durch niedrige Fließgeschwindigkeiten und geringe Turbulenzen in den relevanten Bereichen erklären lässt. Zusätzlich liegt eine durchgehende raue Sohle vor und es gibt keine Engstellen, wie beispielsweise bei einem Schlitzpass oder naturnahen Beckenpass. An Standorten mit Videomonitoring konnten auch Fischabstiege nachgewiesen werden, wobei Fische oft mehrere Abstiegsoptionen haben. 

Gute Betriebserfahrungen

Die erste Fishcon-Schleuse ist seit Anfang 2019 am Lippenannerlwehr an der Alm in Oberösterreich in Betrieb und läuft sehr zuverlässig. Die hydraulisch betriebenen Schieber der Fischschleuse funktionieren problemlos. Nur etwa alle zwei Jahre ist ein Schieber durch ein größeres Stück Treibgut verlegt, wobei eine Reinigung in wenigen Minuten möglich ist. Der Wartungsaufwand ist gering. Neben einer regelmäßigen Kontrolle von außen wird empfohlen, die Schleusenkammern zweimal jährlich zu inspizieren, was etwa eine Stunde dauert. Ähnliche Erfahrungen wurden auch an den anderen Standorten gemacht. In Abhängigkeit von der Wasserqualität kann zusätzlich eine Reinigung der Kammerbeleuchtung, die mit LEDs oder Fenstern erfolgt, notwendig sein. Auch im Winter bei stark schwankenden Wasserspiegeln, extremem Laubfall oder Hochwasser funktionieren die installierten Fishcon-Schleusen zuverlässig. Beispielsweise konnte die Fishcon-Schleuse Schwarzmühlwehr an der stark geschiebeführenden Alm, nachdem ein Hochwasser das Unterwasserbecken der Fischwanderhilfe mit Schotter gefüllt hat, innerhalb weniger Minuten wieder in Betrieb gehen, indem im Handbetrieb größere Wassermengen durch die Schleusenkammern gespült wurden. 

© Fischen

Fazit

Die positiven Monitoringergebnisse sowie die Betriebserfahrungen zeigen, dass mit Hilfe der Fishcon-Schleuse die Gewässerdurchgängigkeit zuverlässig hergestellt werden kann. Die Technologie stellt eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Fischwanderhilfen dar und bietet insbesondere bei Wasserkraftstandorten mit Absturzhöhen ab 2 m, bei schwankenden Wasserspiegeln oder bei beengten Platzverhältnissen Vorteile. Durch die kompakte Bauweise und die Möglichkeit der Überdeckung ist die Fishcon-Schleuse auch an optisch sensiblen Standorten geeignet, wie es beispielsweise an zwei denkmalgeschützten Standorten in Deutschland der Fall ist. Derzeit wird mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft abgeklärt, in welchen Gewässertypen die Fishcon-Schleuse in Österreich als Stand der Technik eingestuft werden kann. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse sind die Aussichten gut.

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