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Fischregionen

Fließgewässer weisen in ihrem Verlauf von der Quelle eines Gewässers bis zu ihrer Einmündung ins Meer unterschiedliche Eigenschaften auf, die wiederum für unterschiedliche Fischarten optimale Lebens- und Laichbedingen bereitstellen. Ökologisch und fischereiwirtschaftlich werden fünf Fischregionen klassifiziert, wobei jede Region für jedes Stadium des Fischlebens Lebensraum bieten muss. 

Die unterschiedlichen Fischregionen

  • Die erste Region an der Quelle eines Gewässers ist die Forellenregion. Der Untergrund ist hier kiesig und steinig, das Wasser kalt, schnellfließend, sauerstoffreich und flach. In der oberen Forellenregion sind Bachforellen, Koppen und Elritzen vorherrschend. In der unteren Forellenregion sind vor allem Aitel, Bachschmerlen, Gründlinge und langsam auch Äschen heimisch. 
  • Die zweite Region ist die Äschenregion. Der Untergrund ist hier weiterhin kiesig und sandig, das Wasser fließt aber schon etwas langsamer.  Hier sind neben Äschen auch vereinzelt Bachforellen, Aitel, Koppen und Elritzen aus der Forellenregion aufzufinden. Vor allem in dieser Region wurden historisch Mühlen gebaut, um dezentral in den Dörfern Holz und Steine zu sägen oder Getreide zu mahlen. Viele der Mühlen mussten im Mühlensterben Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Betrieb einstellen, einige werden heute noch zur Stromproduktion aus Wasserkraft eingesetzt.  
  • Die dritte Region ist die Barbenregion. Hier gräbt sich der Fluss schon tiefer ein, er fließt langsamer, trägt mehr Nährstoffe und Sand mit sich. Vor allem Hasel, Nase, Nerfling, Rotauge, Aal, Aitel, Barbe, aber auch andere Weißfische (Karpfenartige) und Salmoniden (Bachforelle, Äsche, v.a. durch Besatz) finden hier ihren Lebensraum. Die Region ist oft menschlich überformt, der Fluss begradigt. Im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie werden hier kostspielige Renaturierungsmaßnahmen vorgenommen, um in dieser fischreichen Region verschiedene Gewässerstrukturen für verschiedene Stadien eines Fischlebens bereitzustellen. 
  • Die vierte Region ist die Brassenregion (z.B. der Rhein bei Köln oder die Donau in Ungarn und Rumänien). In dieser Region ist der Fluss breit, fließt langsam und trägt viel organisches Material, Sand und Feinsediment mit sich. Das Wasser ist häufig trüb, es gibt Buhnenfelder, viele Nebenarme und Überflutungsflächen. Hier lebt eine Vielzahl an Fischarten, darunter Hecht, Zander, Barsch und Wels. Rotauge, -feder, Aland, Döbel und Schleie leben in der Uferregion. Karauschen und Schlammpeitzger kommen gut mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt in abgetrennten Altarmen zurecht. Bis zu 80 Karpfenarten sind in dieser Region anzutreffen. Gerade hochrückige Fische mögen das strömungsarme Fließen. 
  • Die fünfte Region ist die Kaulbarsch- oder Flunderregion. Das Wasser ist hier brackig, d.h. das Süßwasser des Flusses mischt sich mit dem salzigen Meerwasser im Delta der Flüsse. Hier im Flussdelta herrscht die größte Artenvielfalt. 

Generell ist es so, dass sich von der Quelle bis zur Mündung die Abflussmenge, die Breite, Tiefe und Temperatur der Gewässer erhöhen, und sich die Fließgeschwindigkeit und die Korngröße (Kies zu Sand) verringern.  

Externe Einflüsse auf die Fischregionen 

Die Grenzen zwischen den Fischregionen verlaufen fließend. Aufgrund des Klimawandels und der damit einhergehenden Erderwärmung verändern sich die Regionen derzeit stark: die Forellenregion wird immer kleiner (Forellen haben einen hohen Sauerstoffbedarf, der in wärmerem Wasser nicht mehr gegeben ist), die Äschen- und Barbenregionen vergrößern sich.  

Dieser Effekt wird auch dadurch vergrößert, dass Gewässerrandstreifen verstärkt abgeholzt wurden und damit das Wasser weniger beschattet wird. Karpfen und Welse sind weniger temperaturabhängig als Forellen und können sich daher weiter ausbreiten. Auch der Graskarpfen, eine aus Asien importierte Art, die viele Unterwasserpflanzen frisst, vermehrt sich stark, da er sich in warmem Wasser besonders wohl fühlt.  

Außerdem stehen Gewässer aufgrund längerer Trockenperioden und zunehmenden Starkregenphänomenen zunehmend unter Druck.  

Gumpen (beckenartige Strudel, die das Bachbett stufenförmig gestalten), wie sie etwa hinter Wasserkraftwerken entstehen, können kälteliebenden Fischen hier Abhilfe schaffen, indem sie sich in die Tiefe und Kälte zurückziehen.  

Wanderfischarten wie Lachs, Meerforelle, Nordseeschnäpel, Maifisch oder Meerneunauge wandern vor allem im Rhein. Durch den Bau des Rhein-Main-Donau Kanals konnten Fischarten wie die Schwarzmeergrundel, welche ursprünglich nicht im Rhein vorkam, bis in den Rhein und seine Nebengewässer vorstoßen. Diese Wanderungen stellen die heimischen Fischarten ebenfalls vor Herausforderungen, da Fischarten unterschiedlicher Einzugsgebiete (z.B. kommen Zingel, Schrätzer und Huchen eigentlich nur in der Donau vor) nicht vermischt werden sollten, da sie genetische Unterschiede aufweisen. 

Fazit

Fischregionen mit ausreichend Platz für die Individuen stellen einen wichtigen Aspekt eines gesunden Ökosystems dar. Durch menschliche Eingriffe und auch durch die menschengemachte Klimaerwärmung verändern sich diese Regionen aber zusehends. Kleinwasserkraftwerke mit einem geeigneten Fischaufstieg stellen nicht nur kein Hindernis dar, sondern können meist durch Gumpen kälteliebenden Fischarten positive Effekte erzielen. Wichtig ist, dass im Zuge von Renaturierungen die Fischregionen möglichst erhalten oder sogar wiederhergestellt werden.

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