Projektanstoss
Den Anstoß für die Revitalisierung des Wasserkraftwerkes hat der geplante Ausbau der Bundesstraße B72 gegeben, da bei den Straßenverbreiterungsmaßnahmen annähernd der gesamte Bereich der einzig möglichen Druckleitungstrasse aufgegraben wurde.
Um die Bauphase des Straßenbaus zu nutzen und keinen zusätzlichen Eingriff in die Natur zu verursachen, wurde das Planungsbüro IB-Mosbacher GmbH und die Gaulhofer Bauplanung GmbH mit der Erstellung eines Einreichprojektes beauftragt. In Kooperation mit der Straßenplanung wurde die bestmögliche Lage für die Wasserfassung und die Druckrohrleitungstrasse festgelegt – so konnte durch die gute Zusammenarbeit mit den Behörden eine rasche Bewilligung herbeigeführt werden.
Durch die Umplanung konnten die Ausbauwassermenge von 70 l/s auf 200 l/s und die Fallhöhe von rund 11 m auf 20 m erhöht werden. Mit einer Erhöhung der Restwasserabgabe und dem Bau der Fischaufstiegshilfe wurde natürlich auch die Ökologie im Gewässer verbessert. Da die Firma Horn seit jeher als innovatives Unternehmen bekannt ist, wurden neben der Erzeugung von elektrischer Energie für den eigenen Betrieb weiters Maßnahmen zur Löschwasserversorgung und zur Hallenkühlung durch Wärmetauscher in der Druckleitung vorgesehen. Um die Tradition nicht zu kurz kommen zu lassen, wurde aber auch der Betrieb des alten Mühlrades berücksichtigt.
Planung und Bau mit höchster Qualität
Im Mai 2017 wurde im Zuge des Straßenbaues mit der 680 Meter langen Druckrohrleitung begonnen. Zur Anwendung kamen die schub- und zugsicheren Gussrohre DN400 des Herstellers Tiroler Rohre GmbH TRM. Für die Verlegung wurde die bereits für die Straßenbauarbeiten beauftragte, Fa. Porr Bau GmbH aus Greinbach betraut. Die Rohrleitung wurde durchgehend in einem Splittbett gebettet und im Bereich der Stützmauer zusätzlich durch eine abschnittsweise Betonummantelung gesichert. Bei der Umsetzung der Wasserfassung wurde durch das Büro Mosbacher ein System mit Coandarechen und seitlich angeordneter Wehrklappe geplant, welches durch die Fa. Wild Metal GmbH umgesetzt wurde. Am linken Ufer befindet sich weiters ein unterirdisch untergebrachter Sandfang mit der Möglichkeit der Rückspülung in den Hirschbach.
Die ökologische Planung erfolgte durch das Büro Flusslauf. Für die Herstellung der Fischpassierbarkeit ließ sich die Fa. Horn auf ein Forschungsprojekt ein. Die Fa. Horn erklärte sich bereit 2 Fischaufstiegshilfen in Metallbauweise herzustellen. So wurde einerseits ein konventioneller Fischaufstieg in Form eines technischen Beckenpasses in Metallbauweise errichtet, andererseits wurde die Pilotanlage des modifizierten Denil-Fischpasses in der Forellenregion umgesetzt. Dabei handelt es sich um eine äußerst platz- und kostensparende Fischpass-Bautype.

Die Zielsetzung bestand darin, beide Fischaufstiegshilfen einem biotischen Monitoring (Zählung der Aufstiegsraten) zu unterziehen, die Systeme abwechselnd zu beproben und die Ergebnisse entsprechend zu analysieren. Vor dem Start des Fischmonitorings wurden beide Systeme durch die TU-Graz hydraulisch vermessen. Im Anschluss an die Vermessungen erfolgte ein Koppenversuch, um die Passage dieser (gegenwärtig im Hirschbach nicht beheimateten) Fischart zu beproben. Durch den Versuch wurde erstmals die Passage von Koppen in einem Denil-System nachgewiesen. Die Daten des Monitorings ergaben keinen Unterschied in der Effizienz der beiden beprobten Anlagen. So konnte für beide Systeme die Funktionsfähigkeit bestätigt werden und der Funktionsnachweis für den modifizierten Denil-Fischpass in der Forellenregion erbracht werden.
Bei der Wahl der Turbinentechnik konnte die Firma Maschinenbau Unterlercher GmbH als Spezialist für Peltonund Durchströmturbinen die Anforderungen von Planer und Bauherren am besten erfüllen und bekam den Zuschlag für die Lieferung einer 2-zelligen Crossflowturbine mit Asynchrongenerator sowie der Turbinensteuerung im Netzparallelbetrieb. Bei einer Fallhöhe von netto 20 Metern und einem Ausbaudurchfluss ist die Turbine in der Lage eine Engpassleistung von 30 kW zu erzeugen. Die maschinelle Ausrüstung wurde in einem neuen Zubau direkt im Werksgelände untergebracht. Die Rückleitung des Triebwassers erfolgt durch ein offenes Gerinne direkt in die naheliegende Feistritz.

Fazit
Betrachtet man lediglich die Leistungsdaten mit einer Engpassleistung von 30 kW und einem Jahresarbeitsvermögen von rund 175.000 kWh, mag das Kleinwasserkraftwerk Hirschbach für die Fa. Horn GmbH mit einem Jahresstromverbrauch von rund 1.400.000 kWh keine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Betriebes spielen. Durch die Mehrfachnutzung zur Energiegewinnung, Löschwassernutzung sowie Hallenkühlung leistet dieses Kraftwerk jedoch einen wichtigen Beitrag für den Erhalt des Standortes dieses Traditionsbetriebes im Feistritztal. Darüber hinaus garantiert die Anlage auch den Notstrombetrieb, um auch während Netzunterbrechungen die wichtigsten Funktionen des Betriebes aufrecht halten zu können. Inklusive einiger Nebenbaustellen wurden im Zuge des Projekts über 500.000 Euro investiert, die fast ausschließlich in österreichische Unternehmen flossen.